The Echolettes

Ein Interview mit Scotty Bullock zu seinem neuen Bandprojekt „The Echolettes“, dem Sound der 60er-Jahre und einem unangekündigten Besuch bei Schaller.

The Echolettes - von links nach rechts: Harry Weber, Eddie Bosl, Scotty Bullock, Holly Eibl
                                                                                                             Foto: (c) Katharina Wittmann
The Echolettes – von links nach rechts: Harry Weber, Eddie Bosl, Scotty Bullock, Holly Eibl
Foto: (c) Katharina Wittmann

Bandecho.de (B): Scotty, Du bist – wenn ich das richtig gelesen habe – dieses Jahr 40 Jahre im Geschäft. Du hast glaube ich 1983 Deine erste Band aufgemacht. Da warst Du 14?

                Scotty Bullock (SB): Das stimmt. Da war ich 14, genau.

(B): Also im besten Teenager-Alter. Hast Du damals auch schon alte Sachen gespielt?

                (SB): Mit meiner ersten Band, den Flames, da hatten wir damals ein Mischpult von Dynacord – das war aber auch noch aus den Siebzigern und da kam der Kapellmeister von der Duggendorfer Blaskapelle: „Jungs…“, das war der Onkel von unserem Schlagzeuger, “Ihr braucht unbedingt ein Echo auf dem Gesang“. Da kam der an mit einem NG-51 – das werd ich nie vergessen:„Was ist denn das für’n altes Teil?“ – „Das wirst Du gleich sehen!“.
Und angestöpselt, und zack und reingesungen…“Hallo, Hallo, Hallo“ [imitiert Echo].
Da sag ich: „Was für ne Teufelsmaschine! Was läuft denn da für so’n Ding rum?“. „Ja, das ist ein Band“, dann hat er uns das so erklärt. Ich fand das total faszinierend. Und wir sind mit dem Teil zu unserem ersten Auftritt, mit dem Dynacord Mischer und diesem NG-51. Das war so herrlich!

(B): Was waren damals Deine musikalischen Einflüsse?

                (SB): Ja, das war so die Zeit mit der Neuen Deutsche Welle und der Spider Murphy Gang. Neue Deutsche Welle, das hat mich aber nicht so gecatched wie zum Beispiel Bands wie die „Matchbox“ aus England, die „Rockabilly Rebel“ damals gesungen haben oder „Midnight Dynamos“. Das hat mir total super gefallen. Und da waren auch noch die Ace Cats aus dem Ruhrpott, Shakin Stevens war noch da. Und mein Papa hat bei den Amerikanern gearbeitet als ziviler Arbeiter auf dem Stützpunkt Hohenfels – fast 35 Jahre lang. Er hat da auch mal Kassetten mitgebracht: Von Elvis, Bill Haley, Fats Domino, Little Richard. Das fand ich absoluter Wahnsinn, da hat‘s mich voll weggehauen. Das ist so geblieben bis zum heutigen Tag.

(B): Du bist ja später auch durch die USA getourt mit einer amerikanischen Band, richtig?

                (SB): Ja, das stimmt.

(B): Wie kam es dazu? Hast Du die auch in der Kaserne kennengelernt?

                (SB): Nein. Das war später. Mit ca. 19 bin ich dann nach Regensburg gezogen – ich bin ja in einer kleinen Ortschaft aufgewachsen – , weil ich dachte da gibt es mehr Gleichgesinnte. Also Rockabillies oder „Ted’s“. Und das war für mich natürlich super, andere Leute kennenzulernen, die auch den gleichen Lifestyle lebten.

(B): Du bist ja auch relativ vielseitig. Auf Deiner Homepage habe ich gelesen: Rock’n’Roll, Beat, Surf, Rockabilly, Country und eine Prise Punk auch noch. Da geht ja eine ganze Menge ab!

                (SB): Unbedingt! Unbedingt! Mir wäre das auch viel zu langweilig nur Rockabilly zu machen. Ich mag Rockabilly Musik wahnsinnig gerne, aber das wäre mir dann doch ein bisschen zu eintönig. Ich habe auch Bluegrass gemacht längere Zeit. Also eine Form von Country Musik mit Mandoline, Banjo und so was.

(B): Mit dem „Scotty Bullock Trio“ da ist die Sache ja schon relativ amerikanisch würde ich jetzt mal sagen: Ihr spielt da von den Verstärkern her mehr Fender, habe ich gesehen.


                (SB): Nja, das ist ein „Tone King Imperial“ von Mark Bartel. Das ist so ein Amp Designer aus Amerika drüben. Und den habe ich mal aus Los Angeles mitgebracht, weil ich den wahnsinnig gut finde. Für einen neuen Amp ist das echt wahnsinnig, Du kriegst da geniale Blackface und Tweed Sounds raus. Und der hat wirklich nicht viel, der ist praktisch wie ein alter Fender aufgebaut und der hat auch nur Bass und Treble. Da gibt‘s keine Mitten, aber Du hast – was ich sehr gut finde – einen Attenuator, eine Power Soak drin. Da kann ich von 5 Watt bis 20 Watt hochregeln und es funktioniert sehr gut. Also ich hab viele, viele Power Soaks ausprobiert als ich einen 63er Bassman gehabt habe. Original – aber das war immer das Problem: „Oh, Du bist viel zu laut mit Deinen 40 Watt“. Ich habe sehr viele Power Soaks verwendet, aber die klangen alle miserabel. Auch teurere Teile, die haben 450 € gekostet die Power Soaks, aber das war wie als würden die da „die Eier wegschneiden“.

(B): Es ist also nicht nur ganz „Mid Century“, Du benutzt den Verstärker auch durchaus mit modernen Pedals, richtig?

                (SB): Ja, mit dem Trio schon. Mit meiner neuen Formation, den „Echolettes“, da gibt es wirklich nur Röhrentechnik, nur Analog. Da gibt es keinen doppelten Boden, wirklich nur Equipment von 1960 bis 1966.

Mit den Echolettes auf Zeitreise in die 50er und 60er Jahre. Der Delorean steht hinter dem Haus, Doc!

(B): Reden wir doch mal darüber. Das ist jetzt ein neues Projekt? Der Name gefällt mir schonmal sehr gut.

                (SB): Es ist ein Projekt, das mir schon viele Jahre am Herzen liegt, aber es ist gar nicht so einfach, da Gleichgesinnte zu finden. Das ist ja schon sehr speziell.

(B): Ihr spielt da wirklich alle alte Sachen, also auch der Schlagzeuger?

                (SB): Ja, der spielt ein altes Ludwig von 1963! Mit den Instrumenten, mit der Gitarre ist es nicht immer ganz so einfach. Ich spiele eine Höfner, das ist glaube ich eine „176“, die ist von 1963 und ist so ein bisschen wie eine Strat aufgebaut. Und die ist ein bisschen widerspenstiger, von der Bespielbarkeit her, schon ein bisschen „zickig“. Also das ist schon ein wenig ein fetterer Hals und nicht ganz ohne. Aber vom Klang her Wahnsinn. Es ist so charmant, was da rauskommt, echt irre.

(B): Was spielst Du da genau bei den „Echolettes“?

                (SB): Ich habe da mehrere Amps, die ich benutze. Ich habe einmal einen Meazzi Concertorama. Ein italienischer Amp, der hat ein eingebautes Bandecho. Ist total verrückt, das ist auf der Rückseite als Einschubteil eingebaut. Das kannst Du komplett rausziehen, die ganze Echo-Einheit und kannst da Bänder draufmachen und Röhren auswechseln. Das ist echt total verrückt und der klingt richtig, richtig gut.

Echolette, Schaller, Dynacord und der Meazzi in der Mitte…und davor Scottys Flying-V. Kein Widerspruch, sondern auch eine Erfindung der späten 50er Jahre.

(B): Meazzi haben ja auch separate Bandechos gemacht. Ich glaube die Shadows haben die auch benutzt. Also in der Zeit auch relativ weit verbreitet. Aber enttäusche mich jetzt nicht, Du spielst auch Echolette, oder?

                (SB): Echolette spiele ich auch, ja. Und zwar den BN40, das ist mein Lieblingsamp. Das ist finde ich der beste Gitarren-Amp, den Echolette jemals gebaut hat. Der ist eigentlich konzipiert gewesen als Bassverstärker, aber der ist wirklich brutal. Also hammermäßig. Der muss sich wirklich vor gar keinem Amerikaner oder Engländer verstecken, also überhaupt nicht.

(B): Es wird ja über verschiedene Echolette Amps immer mal wieder behauptet, dass das „der deutsche Marshall“ wäre, aber bei dem kommt es einigermaßen hin, oder?

                (SB): Ja, das glaub ich auch.

(B): Was für eine Box hast Du dazu? Was für einen Lautsprecher?

                (SB):  Ich habe einmal eine 1x12er Echolette und eine 2x12er Echolette. Auch mit den alten Isophon Lautsprechern. Das klingt gut, das klingt wirklich amtlich.

Das Verrückte ist, ich spiele auch Orgel in der Band. Also ich bin kein Organist, überhaupt nicht, und spiele auch mehr schlecht als recht Klavier. Ich klimper eher rum. Aber ich hab da mal so eine alte Philicorda aufgetrieben von 1965. Und die klingt halt…Du flippst aus! Hat einen Federhall eingebaut. Und die ist wirklich klein und handlich und ich habe gesagt: Wir müssen so Sachen wie „Green Onions“ von Booker T and the MG’s machen. Und solche Sachen spielen wir jetzt auch mit der Orgel. Direkt angesteckt an der Echolette, an der NG-51 mit M80 Verstärker. Brutal!

(B): Das hört sich nach einer tollen Mischung an mit dem M80 und auch der Orgel.

                (SB): Ja, das macht Spaß. Wir spielen auch von den Kingsmen das „Louie, Louie“ [Scotty stimmt die Orgelmelodie von Louie, Louie an]. Ja, genau, das macht mir richtig Spaß!

The Echolettes spielen: Louie, Louie. Scotty an der Philicorda!

(B): Und ist die Philosophie – ich sag es jetzt mal so abgehoben – ist die Philosophie der Band dann an sich anders als beim Trio? Also auch vom Bühnenoutfit und von dem, was Ihr da rüberbringen wollt oder ist das schon eher ähnlich?

                (SB): Das ist auf jeden Fall ’ne andere Geschichte. Mit dem Trio ist es auch so, dass ich sage, ich verdiene damit Geld. Das ist auch in Ordnung, es ist auch viel Arbeit. Aber mit dem Trio ist es breit gefächert, wir spielen teilweise auch Cover wie „Lady in Black“ im Rockabilly Style. Für U.S. Car-Meetings oder Firmenfeiern oder Biker-Treffen. Also da geht es dann auch mal härter zur Sache, bis auch mal in die Richtung Punk. Das ist wesentlich mehr dabei als nur das Genre „Americana“.

Bei den Echolettes ist es auch deutsche Musik, z.B. von den „Lords“ und anderen Künstlern aus der Zeit. Und wie gesagt die Grenze ist von 1960 – 1966. Und es sind Mikrofone, alle Sachen, die wir benutzen – zum Teil auch originale Kabel [lacht]. Und das macht halt riesig Spaß mit der Technik zu spielen. Und es ist echt Wahnsinn, denn die Hörgewohnheiten haben sich ja total geändert. Es klingt heute zum Teil alles sehr HiFi-mäßig oder sehr fein aufgelöst alles. Und damals war eben alles sehr mittig. Kein fetter Bass, gar nicht, eher schmalbandig. Und das ist natürlich bei den Leuten…die schauen schon erstmal…äh was is das?

Die Echolettes und das Midcentury-Lebensgefühl...vom Scheitel zu den Sohlen und ein passender fahrbarer Untersatz darf auch nicht fehlen!
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Die Echolettes und das Midcentury-Lebensgefühl…vom Scheitel zu den Sohlen und ein passender fahrbarer Untersatz darf auch nicht fehlen!
Foto: (c) Katharina Wittmann

Ich weiß noch, da haben wir gespielt in Weiden – das ist so 40 Kilometer weg – und da ist ein Musiker da gewesen aus der Zeit. Und der hat gesagt: Jungs, ich glaub‘ ich spinn, das klingt ganz genau so wie früher. Das ist 1:1 genau der Sound. Und da haben wir gesagt – na gut, wahrscheinlich liegst am Equipment. Da hat er gemeint: Na ja, Ihr bringt es auch genauso rüber. Der war total begeistert.

Und ich hab mir gedacht, das würde ich echt gerne machen mit Jungs, die das auch so leben oder zu schätzen wissen.

(B): Das ist sehr interessant, was Du eben gesagt hast, vielleicht kannst Du mir das noch einmal etwas genauer erklären. Der Sound früher war mittiger?

                (SB): Unser Bassist, der spielt ja so einen Höfner Club Bass und dann spielt er noch diesen Stu Sutciffe Bass von Höfner, das ist so ein dickbauchiges Teil, den auch der Stu Sutcliffe von den Beatles gespielt hat. Das ist so ein Re-Issue. Und er spielt da über einen Dynacord Bassking 1 von 1963 und über eine passende Dynacord Box vom Typ B80, da sind 2x12er [Lautsprecher] drin. Und das ist schon interessant, der Klang. Alternativ spielt er einen Echolette BS40 mit einer Echolette Box vom Typ ET2.

[Scotty imitiert den Sound]: „Gung Gung Gung Gung, Bong bong bong bong“ – also nicht irgendwie so, wie heute ein E-Bass klingt, sondern dieser typische Beatles Sound.

(B): Ich meine, es war damals auch „Hi-Fi“, zumindest hat man früher tunlichst darauf geachtet, die Sachen so zu dimensionieren, dass es eher nicht so zu Verzerrungen kam.

                (SB): Wenn man zum Beispiel den Echolette M40 nimmt – die Anlagen waren damals ja mehr konzipiert für Tanzkapellen. Heute musst Du schon an die Grenzen des Gerätes gehen, um dich in der Band durchzusetzen und dann zerrt das schon ganz leicht an. Beim M80 geht’s, aber selbst da – wenn Du draußen spielst – musst Du schon an die Grenzen gehen.

Echolette LE4 Lautsprecherbox und Goldkäfige im Hintergrund.

(B): Wie sieht es denn so aus der praktischen Erfahrung mit der Zuverlässigkeit der Geräte aus? Das ist ja oft die Sorge, dass die Leute sagen: „Ich nehme mir lieber meinen modernen Kemper, denn der hält das aus. So ein altes Gerät, das ist zuhause ganz gut zu spielen, aber auf der Bühne würde ich es mich nicht trauen“. Was sind denn Deine Erfahrungen, wenn Du jetzt mal so einen langen Auftrittsabend hast? Und Ihr tretet ja glaube ich ganz schön lange auf – ich meine ich habe auf einer Buchungswebseite gelesen, dass Ihr bis zu 480 Minuten spielt?

                (SB): Ja, ja, das ist gar kein Problem. Wir haben schon 12 Stunden gespielt.

(B): 12 Stunden?!

                (SB): Das war in Österreich, ja. Da haben wir alles rausgeholt, was wir so kennen. War lustig, wir waren zwar danach kaputt und besoffen, aber happy.

(B): Da geht man selbst auch an seine Grenzen, nicht nur mit den Geräten. Aber wie ist es da mit der Zuverlässigkeit von so einem Meazzi und den Echolette Sachen?

                (SB): Also ich muss dazu sagen, wenn es ein reines Verstärker-Gerät ist, dann ist es sehr zuverlässig. Was wichtig ist, ist die Hitze! Da muss Du gut gucken, dass die nicht zu heiß werden. Also das kann schonmal passieren, mir ist schonmal ein M40 ausgestiegen in Verbindung mit einem NG-51. Die haben ja das Rack mit den vier Metall Füßen.

(B): Ja, das „Transportgestell“, so hieß das glaube ich.

                (SB): Genau. Und da ist mir das Ding ausgestiegen, da ist es zu heiß geworden, durchgebrutzelt. Und seitdem stelle ich da immer einen Ventilator hin und das klappt dann wirklich recht gut. Die sind sehr, sehr zuverlässig. Also wenn ich jetzt von Echolette weggehe, der Dynacord Twen II, das war mein erster Verstärker, den habe ich bis jetzt! Also quasi 40 Jahre und der ist mir auf der Bühne kein einziges Mal kaputt gegangen.

(B): Auch in so langen Konzerten nicht?

                (SB): Ja.

(B): Das mit dem Ventilator ist interessant. Die Geräte sind schon darauf angewiesen, dass die Hitze nach oben rausgeht und da muss man sie vielleicht ein bisschen wegtransportieren. Gerade wenn man mal nicht draußen spielt, sondern in so einer schwitzigen Halle.

                (SB): Was da sehr empfindlich ist, ist zum Beispiel der BS40 von Echolette. Da sind ja die Röhren horizontal eingebaut. Das ist ein Sonderfall, da stelle ich jetzt einfach einen Ventilator dahinter, dass der da ein bisschen reinbläst. Und das hat wirklich geholfen.

Beim Showstar war es ähnlich, der ist auch sehr, sehr heiß geworden.

(B): Der Showstar ist echt toll. In den habe ich mich ein wenig verliebt. Der hat ja vorne ein Licht, was im Takt des Vibratos mitleuchtet. Das ist schon wirklich richtig, richtig schick.

                (SB): Der hat doch auch Leuchstoffröhren drin.

(B): Ja, ja, das ist eigentlich eine richtig doofe Idee, da Leuchtstoffröhren reinzubauen. Aber es funktioniert, die haben das in ein Metallnetz eingesetzt und die fangen die ganzen Brummstörungen irgendwie ab.

Aber der Verstärker hat was, der hat richtig Seele. Also das macht richtig Spaß, sich den anzugucken.

                (SB): Das stimmt definitiv. Kennst Du auch von Schaller, dieses Tremolo, dieses Riesenpedal? Das ist ja – was weiß ich – so 15 Zentimeter hoch.

(B): Ach ja, Du meinst das opto-mechanische Tremolo.

                (SB): Ja, genau.

(B): Ja, von dem habe ich sogar zwei.

                (SB): Mit dem spiele ich auch gern.

(B): Das mit der Steckdose hinten drin.

                (SB): Genau, genau!  Also die sind echt selten, ich seh die ganz ganz selten.

(B): Kürzlich habe ich eines davon auf Ebay gesehen, das hatte lustigerweise aber ein Framus Label vorne, nicht Schaller.

                (SB): Das wundert mich nicht!

(B): Nicht wahr, Framus und Schaller – da gibt es einige Geräte, die baugleich von beiden herauskamen. Die Fußpedale zum Beispiel. Da muss es eine Art Zusammenarbeit gegeben haben.

                (SB): Ich habe das Werk mal besucht. Schaller produziert ja immer noch und die sind ja von mir nur eine knappe Stunde weg.

(B): Ach und das kann man besuchen, das Werk?

                (SB): Nein, mir war das wurscht, bin einfach hingefahren: Ich habe gesagt, ich bin Musiker, totaler Schaller-Fan, bla bla bla und hin und her…und Schaller KV40 Verstärker. Und es war zufällig noch der alte Meister da, der war kurz davor, in Rente zu gehen. Und der ist da ganz hellhörig geworden: „Aha, Schaller KV40, da weiß ich noch, wie der rausgekommen ist, das war ein schweres Teil.“ Da sag ich: Ja, ich weiß.
Und der war dann so nett und hat mich durch die ganze Fertigung durchgeführt und hat erzählt und erzählt. Und ich hab dann auch gleich so ein Tremolo gekauft, dieses Hammerschlaglack graue Teil. Und das war ein supernetter Mensch und da denk ich gerne dran, das hat wirklich Spaß gemacht. Er hat auch noch alte Fotos gezeigt, das war superschön.

Scotty präsentiert hier sein Schaller Echo-Sound und wie man es verwendet

(B): Wir haben ja eben schon über die Zuverlässigkeit der Geräte geredet, wie sieht es aber mit dem Thema Pflege aus? Das muss man ja etwas mehr pflegen als so ein modernes Pedal, gerade Bandechos.

                (SB): Bei den Bandechos nehme ich immer ein Ersatzgerät mit. Ich traue den Dingern schon, aber ich habe dann entweder ein gleiches NG-51 dabei oder ein Pedal. Aber wenn ich Auftritte mit den Echolettes habe, dann möchte ich kein Pedal spielen, nicht um’s Verrecken, eher lasse ich den Gig sausen. Ich will das dann auch durchziehen. Und wenn’s verreckt, dann verreckt’s eben – wie’s damals auch verreckt ist.

(B): Dann ist Ersatzgerät schon die beste Lösung.

                (SB): Es ist die sicherste Lösung, aber ich hab es bisher wirklich nur ein Mal gehabt, da ist nicht einmal das Echo ausgestiegen, sondern der Amp, der M40.

(B): Auch Hitze?

                (SB): Auch Hitze, ja. Bei den Bandechos ist halt wichtig, dass die Köpfe sauber gehalten werden. Die Schmierung ist auch wichtig, Graphit – also das macht schon sehr viel aus.

(B): Also das machst Du auch, die Rollen mit Graphit schmieren? Bei der Andruckrolle aber eher nicht, oder?

                (SB): Bei der Andruckrolle nicht, da nehme ich immer so eine Art Sinterlageröl. Das funktioniert recht gut.
Es ist eigentlich erstaunlich, ich freue mich immer wie ein kleines Kind, wenn ich wieder eine NG-51 irgendwo gekauft hab und es ist dann repariert – entweder vom Norbert Böckmann oder von meinem Kumpel Konrad.
Ich bin immer wieder voll begeistert. Das gibt’s nicht, die Dinger sind so alt, aber die funktionieren tip top, wenn die mal repariert sind. Ich habe ein paar Reparateure kennengelernt, aber Norbert Böckmann ist der Akribischste, den ich kenne.

Eine Impression aus dem Proberaum: Höfner Bässe, Echolette BS40 Verstärker und eine ET2 Box.

                (SB): Was ich abschließend noch sagen möchte. Es freut mich wahnsinnig, dass Ingenieure, pfiffige Leute, hier in unserem Land, in Deutschland, solche Geräte gebaut haben, die sich eigentlich im Prinzip nicht verstecken müssen hinter den ganzen Giganten wie Fender, Vox und Marshall und wie sie alles heißen. Wenn man mal überlegt, Echolette hat ja in die ganze Welt exportiert.

(B): Was meinst Du, woran es liegt, dass die Sachen heute so ein bisschen in der zweiten Reihe  stehen? Nur weil sie schon lange nicht mehr gebaut werden?

                (SB): Das ist sicherlich mit ein Grund. Ich habe aber das Gefühl, dass die Musiker die nicht genutzt haben, weil sie vielleicht gedacht haben, dass die digitalen Teile vermutlich besser klingen oder wartungsfreundlicher sind. Ich hab immer das Gefühl so: „Ja das alte Zeug, das verstaubte Zeug“ – auch so 40-Jährige, die sagen: „Ja, Echolette, das hab ich schonmal gehört. Aber taugt das was? Das ist doch irgendwas, was so Tanzmucker damals verwendet haben“. Da hab ich nur gesagt: Schau her, ich zeig Dir was, setz dich mal hin. Steck an, spiel….boah, das gibt’s ja gar nicht. Also da kenne ich ein paar Beispiele von jüngeren Musikern, die sagen: woah, ich brauch so eine Kiste, das schiebt wie Schwein [lacht]

(B): Danke für das Interview, Scotty!

Obacht! The Echolettes sind ein absoluter Geheimtipp. Live-Auftritte werden ca. 6 Wochen vorher auf Facebook und Instagram angekündigt. Der zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Textes nächste Gig wird im Oktober/November 2023 im Regensburger Beatclub TIKI BEAT stattfinden. Augen aufhalten und hingehen! Foto: (c) Katharina Wittmann