Echolette Mikrofon-Schilde (Werbeschild Echolette E1000)

Ein interessantes Projekt hat sich zum Jahreswechsel 2022 / 2023 ergeben im Gespräch mit Thorsten Knublauch, dem Autor des Buches „Die Bravo-Beatles-Blitztournee. Fünf Tage Beatlemania in Deutschland im Juni 1966“ (ISBN: 3842353561).

Auf den Pressekonferenzen während der Tour hatte die Firma Echolette vor jedes Bandmitglied ein Echolette E1000 Mikrofon platziert, an dem jeweils ein Echolette-Werbeschild angebracht war. „Schild“ ist hier im tatsächlichen Wortsinn zu verstehen, denn das Werbeobjekt hatte grob die äußeren Umrisse eines Schildes, wie man ihn von Darstellungen mittelalterlicher Ritter kennt.

Foto: www.bravo-beatles-blitztournee.de

Vermutlich wurden diese Werbeartikel eigens für die Beatles-Tour angefertigt, ich selbst habe sie zumindest sonst nirgendwo gesehen. Ebenso vermutlich handelte es sich damit um Sonderanfertigungen in kleinster Stückzahl, verloren gegangen im Laufe der Jahre – also: Woher bekommen als Sammler?

Hier begann das spontane Projekt: Wir bauen diese Schilde einfach nach!

Maße nehmen

Zunächst stellte sich natürlich die Frage, welche Dimensionen die Mikrofon-Schilde gehabt haben könnten. Dies ist von Bildern schwer einzuschätzen, jedoch ist ein Maß ungefähr bekannt: nämlich der Außen-Durchmesser des Mikrofon-Schafts und damit der Durchmesser der Bohrung im Schild, durch die das Mikrofon durchgesteckt wurde.

Für die Abschätzung der Maße konnte nun ein Bild hergenommen werden, auf dem der Schild ziemlich flach von vorne zu sehen ist, minimale Unterschiede in der Perspektive wurden mit Bildbearbeitungssoftware korrigiert. Im Anschluss wurde ein Raster darübergelegt. Nun konnten die Maße der Schaft-Bohrung auf die Gesamtmaße extrapoliert werden.

Kästchen zählen: Alle Maße wurden vom bekannten Bohrungsdurchmesser hochgerechnet

Erstes Modell

Nachdem die Maße festgelegt waren, habe ich ein erstes Modell zunächst maßstabsgetreu auf Acrylglas übertragen und dann ausgeschnitten.

In diesem ersten Modell ging es nur um die Stimmigkeit der Abmessungen. Es war von vorneherein klar, dass ein Selbstschnitt von Acrylglas zu ungenau für das anvisierte Endprodukt sein würde. Da Acrylglas mit normalen Heimwerker-Mitteln schwierig zu handhaben ist, wurde das erste Modell auch nur aus sehr dünnem Acrylglas gefertigt (2 mm Materialdicke). Dies ermöglichte einen einigermaßen einfachen Zuschnitt mit Stichsäge und sogar dem Cuttermesser.

Das erste Modell: Es kam hier noch nicht auf den Gesamteindruck an, sondern nur auf die Stimmigkeit der Schild-Form und seiner Dimensionen.

Folierung

Die Beschriftung der Schilde erfolgt in zwei Schichten. Es wird zunächst eine Goldfolie aufgebracht, dann eine transparente Folie mit dem Echolette-Schriftzug darüber.

Der Goldton ist eine ganz interessante Frage für sich, denn die vorhandenen Bilder aus 1966 haben – man kennt diesen Effekt von Privataufnahmen – im Laufe der Zeit vermutlich etwas ihre Farbe verändert. Es konnte jedoch davon ausgegangen werden, dass der Goldton in jedem Fall „Echolette-Gold“ gewesen sein wird. Was immer das auch konkret bedeutet! Über die Jahre und die Modelle hat nämlich auch das Gold der Gold-Käfige leicht variiert.

Die Entscheidung musste deshalb eine von Verfügbarkeit und maximaler Ähnlichkeit sein (vorgegeben von den handelsüblichen Farbpaletten). Um es nicht zu kompliziert zu machen, sollte die Goldfolie deshalb ein im Handel erhältliches Standardprodukt in einem möglichst stimmigen Farbton sein.

Im ersten Modell hat die Größe des Schriftzuges noch nicht gepasst, dies wurde im zweiten Modell korrigiert.

Im ersten Modell war die Beschriftung zudem nur einseitig angebracht. Thorsten Knublauch hat bei der Überprüfung von Fotos aber festgestellt, dass der Echolette Schriftzug auf goldenem Grund bei den Originalen beidseitig vorhanden war.

Das 2. Modell mit korrekter Schriftgröße – beidseitig angebracht.

Ein fertiges Modell

Anhand eines Echolette E1000 Mikros wurden die verschiedenen Modelle dann auf Passform und Stimmigkeit geprüft.

Besonders aber die Größe der Durchführung für den Mikrofon-Schaft bereitete weiter Kopfzerbrechen. Ein millimetergenauer Zuschnitt des Acrylglases mit Hausmitteln war schwierig, da Acrylglas unter der Reibungshitze von Sägeblatt und Bohrer leicht anschmilzt.

Es lässt sich aus den Bildern der Pressekonferenzen auch nicht zweifelsfrei erkennen, aber augenscheinlich waren die Schilde nur auf die Mikrofonschäfte aufgesteckt und haben dort ohne jede weitere Stütze gehalten bzw. sind nicht seitlich weggekippt.

Die Durchführung müsste deshalb so exakt sein, dass praktisch kein Haar mehr zwischen Schild und Schaft geht. Wie noch zu sehen sein wird, ist diese hohe Passgenauigkeit während der Anproben am Mikro nicht erreicht worden. Es war aber klar, dass die Durchführung etwas größer als 23 mm sein musste. 25 mm hingegen waren schon zu groß. Ein 24 mm Modell war ebenfalls noch um Haaresbreite zu groß: Da das Ausführen der Bohrung mit Forstnerbohrer aber wegen des Anschmelzens der Bohrränder ohnehin zu ungenau war, hat man sich auf 24 mm als Endmaß geeinigt.

Von der Papierzeichnung zur CAD-Datei

Als nächstes wurde mit den nun erarbeiteten Maßen eine Papierzeichnung erstellt, aus der ein versierter Freund dann eine 2D-CAD-Zeichnung konstruiert hat.

Vom Papier…
…zur Computer-Zeichnung (die Maße wurden entfernt, siehe ganz unten)

Mit dieser CAD-Datei konnte der Schild in beliebiger Menge bei einem professionellen Anbieter für Plexiglas-/Acrylglaszuschnitte un auch in größerer Materialdicke bestellt werden.

Der Rohling

Der Rohling aus der professionellen Sägerei war erwartungsgemäß perfekt zugeschnitten.

Fertiger Rohling mit Schutzfolie

Zwischenzeitlich war eine ansprechende Goldfolie gefunden und der Echolette-Schriftzug lag als selbst erstellte Vektorgrafik vor (um ihn ohne Schärfeeinbußen beliebig skalieren zu können).

Analog zu den Überlegungen bezüglich der Goldfolie, sollte auch der Echolette-Schriftzug möglichst einfach herstellbar sein. Es zeigte sich, dass ein Ausdruck auf dem Laserdrucker auf eine entsprechend transparente Folie allen Ansprüchen genügte. Solche Folien sind im Handel breit verfügbar.

Um die einzelnen Teile immer möglichst identisch zusammenzusetzen, habe ich eine einfache Zentrierhilfe gebaut.

Ein fertiges Set von vier Schilden

Abschließende Anmerkungen

Ein Thema, das sich nicht zu 100% hat lösen lassen, war die Fragestellung nach dem Mikrofon-Schaftdurchmesser beziehungsweise der Schild-Bohrung. Die Schäfte scheinen irgendwo zwischen 23 und 24 mm zu variieren – es blebt also immer ein haarfeiner Spalt.

Dies kann dazu führen, dass der Mikrofon-Schild seitlich wegrutscht, da sein Schwerpunkt recht weit oben liegt.

Diese kleinen Unterschiede können durch transparentes Silikonband ausgeglichen werden, das es in verschiedenen Dicken gibt und das sich komprimieren lässt. Ein kurzes Stück Band an einer Stelle des Kreises angebracht, reicht aus.

Beispiel Silikonband (hier in der Ausführung 2 mm)
Passprobe am Echolette E1000 Mikrofon (Foto: Thorsten Knublauch)

Bei Interesse kann ich weitere Mikrofon-Schilde für Sie anfertigen. Preise auf Anfrage!
Bitte kontaktieren Sie mich unter: info@bandecho.de