Da wir heute leider nicht mehr die Möglichkeit haben, uns die Nasen an Schaufenstern voller Orchesterelektronik aus Bayern plattzudrücken, sollen es zum Sonntag ein paar alte Bilder tun.
Das Musikhaus Alt im rheinland-pfälzischen Alzey hatte im Bild oben ein besonders ansprechendes Schaufenster eingerichtet: Mit Echolette Werbeflagge, sowie der Orchester-Kombination NG-51 und M40 im Transportkasten mit Füßen. Daneben ein Showstar und ein BS40 Verstärker mit passenden Boxen ET100 und ET2. Vorne die Verstärker B25, B30 und B35. Hinten: Eine Lautsprecherbox LE2, ein „Mikrofon-Dreizack“ mit den Modellen ED12, E1000 und ES14 und eventuell auch zwei Echolette-Gitarren…ein Teilaspekt, mit dem ich mich bislang zugegebenermaßen noch gar nicht auskenne.
Über dem Showstar thront ein Foto von der Beatles Tour des Jahres 1966, die von Echolette ausgerüstet wurde, und natürlich ein ziemlicher Werbetreiber für die Marke war.
Last but not least: Die Leuchtreklame! Ein Traum, der auch gut in mein Wohnzimmer passen würde.
In London gab es, zumindest auf dem hier wiedergegebenen Bild, kein eigenes Schaufenster für Echolette oder Dynacord. Dafür hat die Firma Arbiter eigene – und man muss tatsächlich sagen: verbesserte – Transportkoffer für NG-51 und M40 selbst herstellen lassen (siehe oben links und Detailbild unten).
Derselbe Koffer konnte auch für Dynacords Echocord und Eminent verwendet werden, hat hier aber dem Anschein nach aber nicht so nahtlos gepasst.
Zuletzt die Schaufenster der Firma Music City (einer Tochterfirma der Echolette Vertrieb) in der Münchner Leopoldstraße 46. Hier befinden wir uns allerdings bereits in den 1970er Jahren.
Um genau zu sein, beginnt dieser Text bereits mit einer falschen Überschrift. Denn eine Firma „Echolette“ hat es so nie gegeben – die Geräte wurden (ungefähr) die ersten zehn Jahre von der Firma Klemt entwickelt und gebaut, deshalb die Klemt Echolette. Später übernahm Dynacord Entwicklung und Produktion. Daneben existierte die Vertriebsfirma von Hans Bauer, praktischerweise in Katalogen und Anzeigen einfach „Echolette-Vertrieb“ genannt. Aus Firmen-Briefköpfen wissen wir, dass gesellschaftsrechtlich die Firma als Echolette Vertrieb Hans Bauer GmbH & Co. KG eingetragen war. Dies eventuell auch nicht von Anfang an, aber gesichert zum Ende der 1960er Jahre.
Bleiben wir bei dem Kurznamen: Die Echolette-Vertrieb steuerte – so viel weiß man gesichert – dem Ingenieurswissen der Firma Klemt Ideen für Produkte bei (unter anderem aus selbst durchgeführter Marktforschung unter Musikern und aus Erfahrungswerten in Tests mit Musikern). Daneben wurden unter dem Dach der Vertriebsgesellschaft aber auch Geräte von Drittherstellern in Deutschland verkauft, die mit Echolette nichts zu tun hatten. Zum Beispiel von Fender, Gibson und Gretsch. Später auch Moog Synthesizer und die Effektgeräte der US-Firma electro-harmonix.
Man weiß darüber hinaus aber für meinen Geschmack noch viel zu wenig über die Details von Firma und Produktentwicklung. Auch wer genau welches Produkt erfunden hat, ist noch alles andere als zweifelsfrei dokumentiert.
Sowohl in den frei zugänglichen Quellen des Internet wie auch in der offiziellen Dynacord Firmengeschichte1taucht das Echolette-Thema nur sehr oberflächlich auf. Die beste mir bekannte Zusammenfassung zur Produktgeschichte findet sich im Archiv Hans Ohms (es stimmen einige Informationen in Hans Ohms‘ Dokument nicht, aber das schmälert seinen Nutzen kaum). Die ausführlichsten biographischen Infos zu Hans Bauer hat Joachim Bung recherchiert und niedergeschrieben, ich habe hier darüber berichtet.
Man weiß heute aber mehr über manche in den 1860er Jahren gegründete Firma, als über ein bayerisches Unternehmen aus den 1960ern. Die Firma tritt in der Regel komplett hinter das Produkt – was natürlich auch in Grenzen nachvollziehbar ist, aber äußerst schade!
Es ist geradezu kurios, dass es noch keine umfassende Firmengeschichte zu „Echolette“ gibt und zur Person Hans Bauers. Zumal man bis in die 2000er Jahre noch hinreichend Chancen gehabt hätte, sich mit allen damals beteiligten Personen über das Thema zu unterhalten. Hier hat die deutsche Musikpresse aus meiner Sicht versagt und es hätte sich durchaus gelohnt: Denn wer sich allein mit der Figur des Firmengründers Hans Bauer befasst, wird merken, dass es sich hier um eine sehr interessante Unternehmer-Persönlichkeit der Nachkriegszeit handelt. Einen, der es buchstäblich vom Koch zum Millionär gebracht hat. Einer, der Dinge einfach ausprobieren wollte und ein Näschen für Entwicklungen in der Musikszene hatte – manchmal hat es geklappt, manchmal auch nicht. Ein Enthusiasmus, von dem man sich heute noch eine Scheibe abschneiden könnte.
Ich habe auf Basis meiner eigenen, bisherigen Recherchen und Informationen, die mir freundlicherweise zugetragen wurden, das folgende Dokument erstellt. In diesem versuche ich mich über den Aspekt der Firmenadressen einer chronologischen Firmengeschichte zu nähern. Natürlich ist das alles nur ein Entwurf, eine laufende Arbeit.
Dennoch möchte ich dieses zwangsläufig unfertige Dokument bereits zu einem frühen Zeitpunkt teilen. Immer mit dem Hintergedanken, dass es vielleicht Leser dieser Webseite gibt, die hier noch etwas beitragen können, die einen Tipp haben – auch gerne Ideen für weitere Recherchen.
Als ich vor einigen Jahren mein Interesse an alter Orchesterelektronik aus Deutschland gefunden hatte und mit dem Aufbau einer eigenen Sammlung begann, stellte ich mir sehr bald die Frage: Wer sammelt das eigentlich noch? Mit wem kann man sich austauschen? Wer kennt sich damit aus?
Natürlich war mir die Arbeit von Hans Ohms bekannt, aber ihn und seine Webseite www.el-me-se.de gab es zu der Zeit schon nicht mehr. In Internetforen kam das Thema Echolette, Dynacord und Co. immer mal wieder zur Sprache, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es ein nennenswertes Interesse am Sammeln und vor allem Dokumentieren dieser Vintage Geräte gab.
Zumindest online nicht! Denn so viel war mir als – gerade noch so – Gen X’er, der noch eine Zeit vor „Online“ miterlebt hat, durchaus bewusst: Nicht jeder ist online, beziehungsweise nicht jeder zeigt seine Sammlung im Internet. Bei Käufen auf den einschlägigen Verkaufsplattformen schien beim Bieten nicht selten starker Mitbewerb zu bestehen, also musste es da doch zumindest andere Menschen mit diesem Interesse geben.
Ein wichtiger Schritt war für mich hier sicherlich der Aufbau dieser Webseite und meines YouTube-Kanals. Erst über diese beide Kanäle, sowie – das muss man trotz berechtigter Kritik an diesem Medium auch sagen – Social Media Accounts, habe ich damals erstmals auch einige Offline-Sammler-Kollegen und Experten kennengelernt. Nicht selten habe ich von ihnen eine klassische E-mail erhalten, ebenfalls nicht selten mit dem knappen Inhalt, ob man nicht einmal telefonieren könne.
Lange Rede kurzer Sinn, mir ist also schmerzlich bewusst, dass ich so manchen langjährigen Sammler und damit selbstverständlich auch langjährigen Experten der Materie, noch gar nicht kenne. Im besten Fall kennt er/sie mich auch noch nicht, schlimmstenfalls besteht trotz Bekanntheit gar kein Interesse am Austausch.
Was ich allerdings Ende Juli 2024 in einem Bericht gelesen habe, hat ehrlicherweise dazu geführt, dass ich mich erstmal hinsetzen musste – so abgefahren und spannend war der Inhalt.
Ich will es nicht zu aufregend machen, der Artikel ist in zweifacher Version ganz unten verlinkt: Einmal das Original, das bereits in 2023 in der Zeitschrift grand gtr’s & basses abgedruckt war und eine aktualisierte und erweiterte Version auf der Webseite der Zeitschrift Keyboards aus diesem Jahr.
Die Zusammenfassung in aller Kürze:
Der langjährige Leiter der F.A.Z-Bildredation, Christian Pohlert, hat seit den 90er Jahren eine Sammlung von Vintage Orchesterelektronik aufgebaut, die zum Schluss über 400 Verstärker, Lautsprecher, etc. umfasste. Wie aus dem Artikel schmunzelnd zu entnehmen ist: “ Die weltgrößte Sammlung für Bühnenmöbel „.
Zudem liest es sich so, als ob er in all den Jahren hierzu intensiv nachgeforscht hat. Stand heute ist die Sammlung an einen anderen, nicht näher benannten Sammler verkauft und man erfährt, dass der neue Besitzer die Sammlung wohl voraussichtlich in ein paar Jahren der Öffentlichkeit zugänglich machen wird.
Es ist vollkommen Spekulation, aber bei der reinen Menge, dem räumlichen Platzbedarf und dem Wert dieser Sammlung kann der neue Besitzer eigentlich nur ein größerer Player in der Szene sein. Adleraugen sollten ihre Blicke eventuell schon einmal über Oberfranken kreisen lassen. Ich warte gespannt, was man in den folgenden Jahren zu dieser Geschichte noch hören wird. Und falls Herr Pohlert und / oder der neue Besitzer der Sammlung zufälligerweise diese Zeilen hier lesen, möchte ich als Gruß unter Sammlern und Orchesterelektronik-Enthusiasten die Worte senden, die mir auch schon viele Sammlerkollegen zuvor geschickt haben: Können wir eventuell einmal telefonieren?
Zum Tod von Caterina Valente habe ich zwei Bilder von ihr aus meinem Echolette Archiv gefischt.
Neben der Werbung als „Echolette-Künstlerin“ gab es auch andere Überschneidungen zu Hans Bauers Echolette-Imperium: Im Jahr 1969 kaufte Caterina Valente dem „Bauer Hansl“ die Gaststätte/Bar Crazy Alm in der Münchner Lilienstraße ab.
Von Oktober 1961 an wurde von Hans Bauer und Martin Hochhäusl jr. eine Zeitschrift namens show business – Internationales Journal für Musik. Fachzeitschrift für das Schau-Geschäft herausgegeben.
Diese Zeitschrift kann man inhaltlich sicherlich mit heutigen Musiker-Fachzeitschriften vergleichen, sie war aber sehr offensichtlich stark mit der Firma Echolette Vertrieb verzahnt: So saß die Redaktion ebenfalls in der Leopoldstraße 46 in München-Schwabing, an der damaligen Firmenadresse der Echolette Vertriebsgesellschaft. Neben personellen Überschneidungen sind Echolette Werbeanzeigen geradezu überrepräsentiert. Auch wenn immer wieder andere Hersteller von Orchestergeräten ihren Werbeplatz bekommen – den größten Konkurrenten Dynacord findet man in keiner der Ausgaben.
Bereits ab Januar 1962 verschwindet Hans Bauer dann aber schon wieder aus der Liste der Herausgeber, ab diesem Zeitpunkt gibt sich die Zeitschrift den Untertitel: aktuell • unabhängig • zeitgemäß. Dennoch bleibt das Thema „Echolette“ in der Zeitschrift omnipräsent und sie stellt damit eine wertvolle Originalquelle für Echolette-Enthusiasten dar.
Neben dem Nutzen für die „Echolette Forschung“ gibt die Zeitschrift zudem aber ein interessantes Bild der deutschen Musikszene der Nachkriegszeit wieder und ist tatsächlich sehr kurzweilig zu durchstöbern.
Inhaltlich findet man neben boulevardesken Beiträgen verschiedene Service-Sparten: Neuigkeiten vom Schallplattenmarkt. Hinweise, wer gerade wo ein Engagement hat. Tour- und Konzertberichte. Aber – wenn auch noch stark vereinzelt – auch schon technische Ratschläge zu verschiedenen praktischen Technikthemen für Endnutzer von Orchesterelektronik („Was tut man wenn…„). Die Keimzelle von Equipment-Besprechungen ist in späteren Ausgaben bereits vorhanden, jedoch bei weitem nicht so umfangreich und in die Tiefe gehend, wie man es von heutigen Fachzeitschriften zuweilen kennt.
Es werden Rechtsfragen aus dem Musikerbusiness thematisiert, Leserbriefe und Kleinanzeigen abgedruckt. Nicht selten findet man den ein oder anderen Jungstar in der Zeitschrift, der später noch eine große Karriere vor sich hatte.
Auch vor schwierigen Themen hat man sich nicht gescheut: In den Ausgaben vom Juni und Juli 1962 wird das Thema Drogenkonsum im Musikgewerbe diskutiert. Am Beispiel des Jazz Trompeters Chet Baker wird die Frage aufgeworfen, warum eigentlich immer mehr Rauschgift in den Alltag großer, moderner Künstler einzieht.
Manche Themen erscheinen uns heute sehr naiv. So kann man erfahren, dass so mancher Musiker aus Deutschland sich noch kurz vor dem Aufkommen der „British Invasion“, bei der Beat-Bands aus England Europa und die Welt im Sturm eroberten, noch eine Vorzugsbehandlung für deutsche Musiker bei Auftritten in Deutschland gewünscht hätte:
„Sollen ausländische Kapellen im Bundesgebiet beschäftigt werden, wenn es zahllose deutsche Musiker gibt, die aus Mangel an Gelegenheiten nicht in der Lage sind, ein Engagement zu finden?“
…kann man in der Ausgabe 1/62, S. 7 ff. lesen – Unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema kommen dabei zu Wort.
Die Zeitschrift konnte abonniert werden, anfangs war offensichtlich ein monatliches Erscheinen geplant, dann wurde es sechswöchentlich – inklusive Entschuldigung an die Leser, dass sich eine Ausgabe mal verzögert hat – irgendwann wird es vierteljährlich. Es bleibt – soweit nachverfolgbar – eine gewisse ungeplante Unregelmäßigkeit das Merkmal der Publikation.
Gegen 1964 wird die Zeitschrift in „musikwelt – die illustrierte Fachzeitschrift“ umbenannt, der Anteil an Werbeanzeigen steigt. Aufgrund der Kontinuität von Verlag und einigen Redakteuren, dürfen wohl auch die späteren Echolette-Zeitschriften „musik press“ und „music shop“ als Nachfolger von show business gelten.
Es ist leider zum aktuellen Zeitpunkt nicht zweifelsfrei zu sagen, ob alle Ausgaben der Zeitschriften hier vorliegen. Es gibt große zeitliche Lücken und wenn diese auch im normalen Erscheinungsturnus immer wieder auftreten und von der Redaktion entsprechend den Abonnenten auch mitgeteilt wurden – so kann es doch sein, dass in der folgenden Auflistung noch die ein oder andere Ausgabe fehlt.
Die Zeitschrift show business ist heute wohl weitestgehend in Vergessenheit geraten, offenbar wurden nicht einmal Belegexemplare in der Deutschen Nationalbibliothek abgeliefert. Die Sammlung auf dieser Webseite könnte damit der einzige verbleibende Nachweis der Veröffentlichung sein.
Ich bin kürzlich bei einer Google Suche auf zwei äußerst interessante Texte zu Hans Bauer und seiner Firma Echolette Vertrieb gestoßen, die ich hier sehr gerne teilen möchte.
Joachim Bung hat vor ungefähr 15 Jahren im Rahmen von Recherchen zu seinem Buchprojekt „Schweizer Präzision“ – in dem es um die Geschichte der Firma Thorens, aber auch das Entstehen des High Fidelity-Marktsegmentes in der Unterhaltungselektronik im Allgemeinen geht – ein Interview mit dem Echolette-Chef Hans Bauer geführt.
Hans Bauer hat neben dem Vertrieb von Orchester-Elektronik auch eine Zeit lang Hi-Fi-Geräte über die Echolette Vertriebsgesellschaft importiert und verkauft: Zu einer Zeit, als High Fidelity hierzulande höchstens einem Fachpublikum ein Begriff war.
Aus dem Gespräch mit Hans Bauer und einigen Dokumenten, in die Herr Bung Einsicht nehmen durfte, sind nun auch die eingangs erwähnten, neuen Texte entstanden.
Sie beinhalten diverse Informationen und auch Bilder, die mir selbst vollkommen unbekannt waren und mir neue Anregungen für meine eigenen Recherchen gegeben haben.
So findet sich bei Herr Bung zum Beispiel ein Bild des Ladengeschäftes in der Leopoldstraße 46 in München – etwas, nach dem ich selbst schon sehr lange suche, aber trotz Anfragen in Archiven und München-Foren im Internet nie ausfindig machen konnte.
Ich kann Herr Bungs Internetseite und seine Blog-Beiträge deshalb nur jedem Echolette-Fan wärmstens ans Herz legen!
Ich möchte ein sehr schönes Design teilen. Es handelt sich hier um einen Echolette-Aufkleber, vermutlich eher aus der Dynacord-Zeit der 1970er Jahre. Eingescannt und leicht bearbeitet.
Würde sich das nicht für den Aufdruck auf T-Shirts, Kaffeetassen, etc. eignen? 🙂
Vor kurzem bekam ich eine wirklich gute Frage gestellt: Wie kann man rein äußerlich unterscheiden, ob man zum Beispiel einen Dynacord Eminent II (Vollröhre) oder einen Eminent II-T (Hybrid-Verstärker mit Röhren-Endstufe) vor sich hat?
Die Vollröhren-Varianten von Eminent I und Eminent II sind meiner Beobachtung nach eher selten und wenn man als Sammler gezielt eines der reinen Röhrengeräte sucht, dann ist das per se schon nicht so einfach.
Hinzu kommt, dass Dynacord sich nicht die Mühe gemacht hat, die Hybrid-Varianten gesondert zu kennzeichnen: Der Eminent I ist in jeder Ausführung nur mit Eminent I beschriftet, der Eminent II entsprechend immer nur mit Eminent II. Die wenigsten Verkäufer eines solchen Gerätes dürften zudem wissen, dass es zwei Varianten der beiden Verstärker gab und hier gezielt auf das korrekte Modell hinweisen.
Ist man also allein auf die spärlichen Informationen und Bilder aus Verkaufsanzeigen angewiesen, dann wird es wirklich schwierig. Nicht jeden Verkäufer wird man zudem bitten können, Bilder aus dem Inneren nachzuliefern. Wer sich das als Verkäufer zutraut, wird dies in der Regel schon von Anfang an bereitgestellt haben. Ich habe auch manchmal das Gefühl, dass Verkaufsanzeigen mit dem minimalsten Aufwand erstellt werden – irgendeiner kauft es schließlich immer.
Typennummern
Die Lösung für das Problem sind die Dynacord Typennummern, die sich – sofern noch vorhanden – auf einem Aufkleber auf der Rückseite des Gerätes befinden. Sie sind den Seriennummern vorangestellt. Leider ist mir nicht bewusst, ob diese Typennummern noch an anderer Stelle im Gerät selbst angebracht sind, also zum Beispiel ins Blech eingeschlagen wurden. Der kleine, rückseitige Aufkleber ist daher erst einmal der einzige Anhaltspunkt.
Dynacord hat die Sache zusätzlich nicht gerade vereinfacht, da zum Beispiel im Handbuch des Eminent Iund desEminent I-T exakt dasselbe Gerät abgebildet wurde. Man kann hier eine Typennummer sehen, die zum Eminent I (Vollröhre) gehört. Für das Eminent I-T Handbuch hat man einfach dasselbe Bild wiederverwendet – und damit nicht das Gerät abgebildet, um das es im Handbuch eigentlich geht.
Um die Spannung jetzt nicht länger aufzubauen, bei den beiden obigen Geräten handelt es sich in beiden Fällen um die jeweilige Hybrid-Variante, also mit dem Zusatz T.
Man findet die Typennummern in den jeweiligen Werks-Servicehandbüchern, hier sind sie oben rechts angegeben. Manchmal auch auf den Schaltplänen.
Aus meiner Beobachtung können frühere Geräte da auch mal höhere Nummern haben als spätere Geräte. Warum welche Typennummer für was verwendet wurde, kann ich nicht wirklich sagen.
Ich habe folgende Liste zusammengestellt. Hier fehlt natürlich einiges, eventuell lässt es sich noch ergänzen.
Nachtrag 04.06.2024:
Die Liste wurde durch Wolfgang Grimm erheblich erweitert. Ganz herzlichen Dank hierfür! Zudem der Hinweis: Bei den älteren Geräten mit Leiterplatte steht die Typennummer auch auf der Platine. Bei den späteren Geräten im Kassetten-Gehäuse ist das leider nicht mehr so.
In den Schaltplänen der 50er und frühen 60er Jahre ist die Typennummer als 1. bis 3. Ziffer der Zeichnungsnummer vermerkt.
Typennummern in Rot wurden aus den jeweiligen Schaltplänen erfasst.
Teilweise gab es bei den verschiedenen Modellen so viele Schaltplan-Revisionen, dass irgendwann jeweils neue Pläne erstellt wurden, in denen das ursprüngliche Fabrikations-Datum nicht mehr festgehalten war. Die Datumsangaben auf den Schaltplänen werden hier den Angaben gegenübergestellt, die Hans Ohms auf www.el-me-se.de als Erscheinungsjahr zu den jeweiligen Geräten genannt hatte.
Zum heutigen Sonntag möchte ich diesen Schnappschuß teilen. Ein Bild, das bei vielen älteren Musikern aus dem Südwesten Erinnerungen hervorrufen dürfte. Ein Gruppenfoto zweier Legenden sozusagen:
Dynacord Echocord Super 61 aus dem Stuttgarter Traditions-Musikhaus Radio Barth (1878 gegründet, 1966 an den Rotebühlplatz umgezogen, Geschäftsaufgabe 1995).
Den unflätigen Titel möge man mir verzeihen. „Schwaben-Echo“ hätte es als Titel natürlich auch getan…das gab es auch mal, war aber etwas ganz anderes :-).
Ich habe in Schweden eine NG-51 gefunden, die auf den ersten Blick eigentlich ganz gewöhnlich aussieht, bei genauerem Hinsehen aber einige Besonderheiten aufweist.
Bereits auf der Vorderseite fällt ins Auge, dass unter dem Klemt Echolette-Logo das – S – Symbol fehlt. Dies kennen wir bereits von der Echolette NG-4 und von der NG-41. Ich habe in einem Beitrag auf dieser Homepage vor einiger Zeit zu dem Hintergrund der Bezeichnung -S- geschrieben und ich denke, hier sind wir auf der richtigen Spur: Dieses frühe Gerät ist aus einer Zeit, als es noch keine NG-41 gab und die Firma Echolette noch nicht auf die Unterscheidung zwischen Basis-Gerät und Profi-Gerät („Super“) gekommen ist.
Auch die Seriennummer zeigt an, dass wir es mit einer sehr frühen Ausgabe zu tun haben: Wir finden hier das allererste Typenschild-Modell ohne Firmenadresse und eine Seriennummer, die sich relativ gesehen nur unwesentlich von den Vorgängern NG-2 bis NG-4 unterscheidet.
Das Chassis zeigt an verschiedenen Stellen an, dass es sich um den ursprünglich für die NG-4 entwickelten Komponententräger handelt. Genau genommen sieht das Gerät, wenn man es aus dem Goldkäfig herausholt, im Inneren genauso aus wie die schwarze Echolette aus dem Jahr 1960. Beide Modelle dürften in denselben Wochen das Fertigungsband bei Klemt verlassen haben – der Motor der schwarzen Echolette ist ein paar Wochen älter, ein paar Monate älter ist hingegen der Motorkondensator dieser NG-51 (siehe folgendes Bild). Beide Geräte dürften aus dem Frühjahr des Jahres 1960 stammen.
Ein untrügliches Zeichen, von wem das Chassis stammt: Wir sehen im folgenden Bild den Haltebügel für das Haller Relais der NG-4:
Das wäre aber alles noch kaum der Rede wert, wenn es nicht noch eine andere Besonderheit gäbe, die die Vermutung aufkommen lässt, dass Klemt für die neue NG-51 noch so gut es geht alte Bauteile der NG-4 aufbrauchen wollte. Mangels Zweitexemplar bleibt das – wie immer – aber zu diesem Zeitpunkt ein kleines bisschen Spekulation.
Der Hilfsträger an der Rückseite des Trafos, an dem die Netzbuchse, der Spannungswahlschalter und der Sicherungshalter befestigt sind, ist bei diesem Gerät erheblich breiter. Dies liegt daran, dass die Netzbuchse waagerecht eingebaut ist und nicht wie später senkrecht.
Ein Vergleich mit einem späteren NG-51 Träger verdeutlicht den Unterschied.
Netzbuchse, Spannungswahlschalter und Sicherungshalter sind hier auch noch in genau umgekehrter Reihenfolge wie später angeordnet!
Zuletzt hat man offenbar die NG-4 Goldkäfige, die auf der Rückseite bei diesem älteren Modell keine Ausschnitte hatten, für das neue Gerät angepasst. Anders als bei späteren Geräten aber nicht mittels einer einzigen, großen Aussparung im Blech, sondern durch Einzel-Ausschnitte.
Abschließend muss ich leider sagen, dass das Gerät für seine längere Europareise zu mir nicht ausreichend gut verpackt war. Es kam leider mit komplett zerbröseltem Spannungswahlschalter und Sicherungshalter an. Für diese Bilder habe ich zuvor entsprechende Teile späterer Modelle eingebaut.