Früher oder später kommen fast alle technikinteressierten Besitzer von Orchesterelektronik an den Punkt, an dem sie ihre Schätze gerne selbst warten und pflegen möchten.
Auf der einen Seite sieht man sich dann vor die Aufgabe gestellt, das materielle Werkzeug für diese Aufgaben anzuschaffen und sich – das ist das Wichtigste! – mit den gebotenen Sicherheitsvorschriften auseinanderzusetzen und diese aus dem Effeff anzuwenden.
Was bei der Handhabe von Verstärkern aber oft vergessen wird, ist, dass man ihre Funktionsweise auch recht tiefgreifend verstehen muss, um Fehler und Funktionsstörungen überhaupt als solche erkennen und erfolgreich Lösungen aus dem ideellen Werkzeugkasten anwenden zu können. Wer mit seinem Sound unzufrieden ist, muss verstehen, „was den Sound macht“ und an welchen Stellschrauben man drehen kann. Es sollte also ein Ziel jedes Reparateurs sein, zu wissen, wie die Dinge eigentlich aufgebaut sind und wie sie in einem Verstärker zusammenspielen.
Ein Buch, das hier sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene zu empfehlen ist, wurde von Helmuth Lemme geschrieben:
Das Buch ist im regulären Buchhandel vergriffen, kann auf der Webseite des Autors aber als Nachdruck erworben werden. Es ist seit Jahren auch fester Bestandteil meiner eigenen Bibliothek und ich kann es daher nur wärmstens empfehlen.
Helmuth Lemme gibt sowohl auf seiner Homepage als auch in Vorträgen immer wieder Einblick in seine Arbeit auf dem Feld der Musikelektronik und teilt hier seinen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Ein relativ neuer Vortrag findet sich auf YouTube:
Zum Weltkindertag 2025 möchte ich unten stehende Werbeanzeige teilen. Wir wissen nicht, ob die junge Erdenbürgerin später eine Karriere im Musikbusiness verfolgt hat, aber die Bedienung der NG-51 Echo-Tonblende sieht schon einmal recht „fachmännisch“ aus.
Am heutigen 17.08. vor 62 Jahren hat der Echo-Klau im Hause Echolette Vertrieb zugeschlagen. Ob je eines der genannten Geräte wieder aufgetaucht ist und ob sich jemand über die damals erhebliche Belohnung freuen konnte (das durchschnittliche Brutto-Monatseinkommen eines vollzeitbeschäftigten Arbeiters lag bei 337,- DM), ist leider nicht überliefert.
Diebstahlsanzeige, aus: ShowBusiness, Ausgabe Oktober 1963.
Heutige Besitzer der oben genannten Seriennummern müssen sich aber sicherlich keine Sorgen mehr machen, die Angelegenheit dürfte seit langem verjährt sein.
Manchmal muss man Glück haben! Im Mai sah ich im Internet eine Verkaufsanzeige für ein Echolette-Bandecho. Das angebotene Gerät schien mir auf den ersten Blick das Modell NG-4 zu sein, das ich bereits in meiner Sammlung habe und das auch hier schon vorgestellt wurde. Ich habe die Anzeige deshalb erstmal gespeichert und wollte sie später in Ruhe prüfen.
Von außen sieht das Gerät wie eine Echolette NG-4 aus…
Die genauere Begutachtung hat dann aber ein kleines Detail offenbart, das mein Sammlerherz höher schlagen ließ:
…aber gestempelt ist sie als NG-5!
Das Gerät ist mit NG-5 gestempelt, die Seriennummer 6126 liegt etwas oberhalb der höchsten NG-4 Seriennummern, die ich kenne (in den 5000ern) und etwas unterhalb der niedrigsten NG-51 Seriennummer (6879), die ich in meinem Echolette Seriennummern-Projekt bislang erfasst habe. Also irgendwo in der Mitte zwischen beiden Modellen.
Hans Ohms hatte zur NG-5 meines Wissens nach aber nie eine eigene Modellseite erstellt, Fotos sind mir ebenfalls nicht bekannt. Deshalb hatte ich die NG-5 bislang eigentlich in das Reich der Legenden verortet: Ein Gerät, das es vermutlich nie so richtig gab und zu dem ich in den vielen Dokumenten in meiner Sammlung auch nie etwas gelesen hatte.
Das war wohl eine Fehleinschätzung, denn hier haben wir nun zumindest eineNG-5.
Was ist die NG-5? Worin unterscheidet sie sich von anderen Modellen?
Ich habe eine ausführliche Bildergalerie zur Echolette NG-5 hochgeladen, deshalb möchte ich hier nur eine Zusammenfassung der wichtigsten Eckpunkte und ein paar Ideen meinerseits liefern. Alles unter dem Vorbehalt natürlich, dass dies die einzige NG-5 ist, die ich bislang gesehen habe und kein offizieller Schaltplan vorliegt. Aber man kann es zumindest ja in ein Verhältnis zu dem Vorgänger- und Nachfolgemodell setzen, dann wird es schon ein brauchbares Bild liefern.
Diese NG-5 ist offenbar eine NG-4, die aber auf zwei Wiedergabeköpfe erweitert wurde, so wie man es später vom Modell NG-51 S kannte. Ihre Röhrenbestückung ist aber zu 100% der NG-4 entsprechend: 2x EF86, 2x ECC81 und 1x ECC82. Anders als bei der NG-51 S wird deshalb nicht jeder Wiedergabekopf von einer halben ECC83 verstärkt, sondern beide Wiedergabeköpfe von derselben Pentode EF86.
Wie bei der NG-51 S kann der zweite Wiedergabekopf durch das Herausziehen des mittleren großen Potentiometers auf der Vorderseite aktiviert werden.
Einen weiteren Unterschied zur NG-4 haben ich bislang nicht erkennen können.
Mir ist bei der Beschäftigung mit der NG-5 wieder etwas durch den Kopf gegangen, über das ich schon öfters nachgedacht habe. In einer Ausgabe des Showbusiness-Magazins konnte man Anfang der 1960er Jahre lesen:
Mitteilung aus dem Showbusiness-Magazin.
Könnte die Bezeichnung NG-5 gar kein Name für ein neues Serienmodell gewesen, sondern als Sammelbezeichnung für umgebaute NG-3 und NG-4 verwendet worden sein? Es dürfte jedenfalls sicher sein, dass für 35 bis 50,- DM bestimmt niemand die komplette Schaltung einer NG-3 oder NG-4 ausgebaut und durch das Innere einer damals über 1000,- DM teuren NG-51 ersetzt haben wird. Plus einer kompletten Einstellung von Mechanik und Bandlauf. Früher war zwar mehr Service, aber das kann ich mir dann doch nicht vorstellen, weil es überhaupt nicht wirtschaftlich erscheint. Warum sollte bei so sagenhaft günstigen Upgrade-Konditionen dann noch jemand das teure, neue Modell kaufen?
Ich halte es deshalb nicht für abwegig, dass mit „Umbau auf das Prinzip der NG-51“ der Einbau und die Verdrahtung für einen zweiten Wiedergabekopf gemeint gewesen sein könnte und wir hier genau das Ergebnis eines solchen Umbaus sehen.
Dieses konkrete NG-5 Modell hat zusätzlich zu dem bereits Gesagten noch ein paar weitere Besonderheiten, die aber zeitgenössische Umbauten bzw. Reparaturen sein dürften. Hierauf möchte ich kurz eingehen, ich denke aber, dass dies keine allgemeinen Erkennungsmerkmale einer NG-5 sind.
Nahe der Drehkondensatoren für die Einstellung des HF-Bias findet sich ein Tauchtrimmer. Ich gehe davon aus, dass einer oder mehrere der originalen Drehkondensatoren defekt sind, weil auch an einer weiteren Stelle noch ein Kondensator mit festem Wert über einen Drehkondensator gelötet wurde.
Dieses selten anzutreffende Bauteil nennt sich „Tauchtrimmer“.
Einer der Aufsprechstrom-Trimmer wurde ebenfalls durch ein Ersatzteil anderer Bauform ersetzt.
Am Ausgang (!) findet sich ein kleiner Übertrager, der mit den Pins 1 und 3 der DIN-Ausgangsbuchse verbunden ist, sowie auch mit Pin 2 (Masse). Für mich sieht das aus, als ob hier ein symmetrischer Ausgang nachgerüstet werden sollte.
Die Übertrager-Halterung an einem der Potentiometer ist ganz gut gemacht und sitzt sehr stramm, sie scheint aber nachträglich an das Poti angelötet worden zu sein.
Ein Übertrager am Ausgang.
Bei der NG-5 ist vermutlich irgendwann einmal der Netzschalter kaputt gegangen, dieser fehlt komplett und das Gerät ist durch feste Verbindung der geeigneten Drähte nun auf „Dauer-An“ festgelegt, sobald der Netzstecker eingesteckt wird. Der verbleibende mechanische Ein-/Aus-Knopf rückt nur noch die Andruckrolle vom Capstan weg.
Eine Zirkus-Echolette
Ich habe in der Überschrift „Manege frei“ geschrieben und das hat einen Grund: Denn diese Echolette hat eine ganz interessante Geschichte. Sie ist ein waschechtes Zirkus-Gerät!
In den 60er Jahren kam sie im Circus Rebernigg zum Einsatz, dem „Österreichischen Nationalcircus“, und wurde bis heute in der Familie aufgehoben.
Werbe-Prospekt des Circus Rebernigg.
Hier gibt es ein Prospekt des Circus Rebernigg (pdf, 35 MB), das ich dankenswerter Weise zusammen mit der Echolette erhalten habe und das neben ihr in mein kleines Museum einziehen wird.
Der Vorbesitzer meiner Echolette NG-5 mit Freddy und Löwen.
Im Juli 1963 eröffnete die Echolette Vertriebsgesellschaft an der Adresse Leopoldstraße 46, im Münchener Stadtteil Schwabing, ein eigenes Musikgeschäft. Zunächst tauchte der Name des Geschäftes geschrieben in der deutschen Namensvariante mit „k“ auf, später anglisiert als „Music“ City.
Angeboten und verkauft wurden neben Echolette-Geräten auch internationale Marken aus dem Musik- und HiFi-Bereich (siehe Music City Katalog).
Das Gebäude war allerdings schon weitaus länger in Besitz der Firma „Echolette“, bereits ab ungefähr 1960 war es der Hauptsitz des Unternehmens und wurde als solcher auch namentlich auf den Seriennummern-Plaketten der Echolette-Geräte geführt.
aus: ShowBusiness Magazin, 1963.
Die Music City existierte bis in die 70er Jahre hinein und es gab auch Filialen in Landshut und Berlin. Genaueres habe ich bislang aber noch nicht herausfinden können. Wer das Geschäft in München noch kennt oder vielleicht sogar dort gearbeitet hat, kann sich eventuell einmal bei mir melden oder unter diesem Beitrag kommentieren.
Das Gebäude selbst existiert natürlich heute noch (siehe unten), es sind aber keine Anzeichen mehr zu erkennen, dass sich hier einmal ein Musikgeschäft befunden hat. Nun, es sind auch einige Jahre vergangen und viel Wasser ist die Isar hinunter geflossen…
Es gibt eine kleine Serie von Klemt Echolette Hybridverstärkern, also Verstärkern mit Transistorvorstufe und einer Röhren-Endstufe: B25, B30 und B35.
Anders, als die Nomenklatur suggeriert, sind diese Verstärker aber keine Vorgänger des B40/G40 oder des BS40 aus den frühen 60ern. Der B30 ist vielmehr ein Gerät aus der zweiten Hälfte jenes Jahrzehnts (laut Hans Ohms Baujahr 1965). Ich habe die ersten Fundstellen in Dokumenten in meinem Katalog-Archiv aus dem Jahr 1966, so in der Echolette Preisliste von Juli 1966 und in einem Info-Flyer zum damals neuen B30 ebenfalls aus 1966. Dort heißt es:
Der B 30 ist speziell auf Grund der starken Nachfrage nach einem preisgünstigen Baß- und Gitarrenverstärker konstruiert worden. Mit 30 Watt Sinusaussteuerung und verzerrungsfreien 35 Watt Music-Power, zeichnet sich dieser Verstärker als besonders leistungsstark aus. Neben der Eignung für Baß und Gitarre ist der Anschluß an jedes beliebige hoch- oder niederohmige Mikrophon bei ausgezeichneter Wiedergabequalität gegeben. Der B 30 besitzt zwei Instrumenteneingange, mit getrennter Hoch Tiefton-Regelung, und als neuestes Entwicklungsergebnis von Echolette eine automatisch erfolgende Präsenzanhebung, d. h. ein Anheben der mittleren Tonlagen, wodurch ein besonderer Klangeffekt erzielt wird. Kombiniert mit sämtlichen Echolette-ET- Boxen, im Besonderen mit der Box ET 1, ist der B 30 ideal fur die Musiker, die sich noch keine teuere Verstärkeranlage leisten wollen.
Das Thema ist also klar gesetzt, es handelt sich um ein damals preisgünstiges Einsteigermodell. Einen solchen B30 habe ich mir kürzlich auch gekauft, weil gerade einer zu einem vertretbaren Preis auf Ebay angeboten wurde. Was aber viel wichtiger ist: Sein Äußeres sah wirklich einwandfrei aus. Wie bei so vielen Verkaufsanzeigen gab es jedoch keine Bilder vom Inneren. Also wie immer ein gewisses Risiko.
Ein paar Monate nach dem Kauf wollte ich den kleinen Kerl nun mal flott machen und deswegen werfen wir in diesem Artikel einen ersten Blick ins Innere. Hier sind einige Impressionen:
Was auffällt ist, dass das Gehäuse des Verstärkers trapezförmig zusammengeheftet ist, das heißt es wird nach hinten hin schmaler. Netztrafo und Ausgangsübertrager sind an den Seitenwänden befestigt und damit auch leicht angewinkelt zum Inneren des Gerätes angebracht. Ansonsten haben Chassis und Frontplatte denselben Look, wie man ihn auch schon vom Echolette BS40 kennt.
Der Netztrafo trägt eine kleine Zusatzplatine, auf der sich Sicherungshalter befinden. Bei diesem Verstärker ist die Anpassung an 120V oder 220V nämlich nicht über einen Spannungswahlschalter realisiert, sondern man muss die zwei Netzsicherungen je nach vorhandener Netzspannung in ein unterschiedliches Paar von Sicherungshaltern einstecken. Hierüber werden die zwei Wicklungen der Primärseite des Netztrafos jeweils etwas anders zusammengeschaltet.
Nebenplatine mit Halterungen für die Netzsicherungen im Echolette B30.
Im Schaltplan ist dies folgendermaßen dargestellt.
Dieselbe Stelle wie im vorigen Bild auf dem Schaltplan des Echolette B30.
Was auf den ersten Blick vielleicht verwundert, ist die Tatsache, dass für 110V-Betrieb dieselben Sicherungen (0,8 A träge) wie für den 220V-Betrieb empfohlen werden.
Normalerweise kennt man es ja, dass für die 110V-Anwendung eigentlich immer Sicherungen mit dem doppelten Maximalstrom / Nennstrom benötigt werden, weil hier – wie auch im Schaltplan ersichtlich – dann in der Regel zwei Wicklungen des Netztrafos parallel geschaltet sind und damit eben „der doppelte“ Strom durch die Primärseite des Netztrafos fließt.
Das ist in diesem Fall aber leicht erklärt, weil im 110V-Betrieb des B30 beide Wicklungen eine eigene Sicherung haben und nicht alle Wicklungen an derselben Sicherung hängen. Im 220V-Betrieb sind die beiden Sicherungen beim B30 einfach in Serie geschaltet, was elektrisch aber keine Bedeutung hat (es bleibt bei 0,8 A Maximalstrom). Eigentlich eine Verschwendung einer Feinsicherung.
Ich vermute aber, dass die Entwickler des Gerätes hier einfach keine Verwirrung stiften wollten, wie es bei einer Sicherung für 220V-Betrieb und zwei Sicherungen für 110V-Betrieb unweigerlich geschehen wäre. In allen Anwendungsfällen hat man die gleiche Anzahl Sicherungen, die man nur umstecken muss – nicht zu kompliziert.
Das scheint mir auch die einfachste Lösung zu sein in Anbetracht der Tatsache, dass man dann ebenfalls keine Unterscheidung im Werk für Exportgeräte machen musste. Notfalls konnten die Echolette-Vertretungen in den jeweiligen Zielländern die Geräte aus Deutschland für ihren lokalen Absatzmarkt „einstellen“ und die Sicherungen korrekt platzieren.
Was mir bei diesem Gerät natürlich sofort aufgefallen ist, ist dass hier keine EL500 Röhren eingebaut sind, sondern EL504.
EL504 statt EL500. An dem Außenkontakt auf der Oberseite liegt die volle Anodenspannung an!
Ich musste mich hier auch kurz schlau machen, aber die EL504 ist wohl mehr oder weniger ein 1:1 Ersatz. Offenbar war das gang und gäbe, dass man statt den irgendwann nicht mehr überall verfügbaren EL500 das Nachfolgemodell EL504 eingesetzt hat. Ich meine hier allerdings nicht, dass man dies ab Werk gemacht hat! Das ist wohl eher die pragmatische Lösung eines Vorbesitzers gewesen.
Ich muss ehrlicherweise auch gestehen, dass ich momentan nicht im Bilde bin, ob die Röhren in diesem Gerät tatsächlich ohne Anodenkappen (aus Keramik zum Beispiel) betrieben wurden und dieser Feder-Klemmmechanismus, wie man ihn oben am Anodenkontakt sieht, so ab Werk war.
Von meinem Gefühl her würde ich lieber richtige Anodenkappen einsetzen, das bietet einfach mehr Schutz gegen Berührungen. Es ist im Musikelektronikbereich ja auch nicht mehr so weit verbreitet, dass Röhren eingesetzt werden, bei denen die Betriebsspannung von der Oberseite außen zugeführt wird. Deshalb lieber auf Nummer sicher gehen.
Ich bin allerdings bestrebt, hier wieder EL500 einzusetzen, davon habe ich in meiner Sammlung…na ja, sagen wir mal eine „haushaltsübliche“ Menge.
Wem die EL500 jetzt nichts sagt, der muss sich nicht schämen. Es handelt sich nicht um eine typische Röhre für Musikelektronik, obwohl es einige Verstärker gab, die solche „Fernsehröhren“ in der Endstufe hatten (z.B. EL36).
So vollkommen ungewöhnlich ist es beim B25, B30 oder B35 deshalb also nicht, aber die Röhre fand sich ansonsten doch eher in Fernsehgeräten. Das Philipps-Datenblatt des Modells gibt die folgende Auskunft:
BÜNDELROHRE in Allglastechnik zur Verwendung in der Aus- gangsstufe fur die Horizontal-Ablenkung in Fernsehemp- fängern. Die Röhre hat ein hohes Verhältnis zwischen Anoden- und Schirmgitterstrom und ist mit einem Magnoval- Sockel ausgestattet.
Nun zu den ersten Überlegungen zur Erweckung des Verstärkers aus seinem Dornröschenschlaf:
Was ich bei einem für mich neuen Verstärker immer erstelle, ist ein Platinenplan. Sofern möglich, hat es sich hier bewährt, ein „Durchsichtbild“ von der Vorder- und Rückseite zu erstellen. Die Unterseite wird dazu gespiegelt und unter das teiltransparente Bild der Oberseite gelegt. Es ist hier meist notwendig, die beiden Einzelbilder etwas hin und her zu ziehen und an einem Raster auszurichten. Das ist mit kostenlosen Grafikprogrammen wie Gimp aber kein Problem. Das Ergebnis ist ein Überlagerungsbild, auf dem man sowohl die Bauteile als auch die Leiterbahnen gleichzeitig sehen kann (siehe unten).
Im Anschluss verfolgt man dann erstmal, welches Bauteil auf der Platine mit welchem Bauteil im Schaltplan übereinstimmt und trägt das auf dem Platinenplan ein. Dies hilft später ungemein beim Auslöten und Tauschen von Bauteilen und auch bei der allgemeinen Fehlersuche, weil man mit Platinenplan und Schaltplan schnell von Messpunkt zu Messpunkt navigieren kann, ohne noch groß zu suchen.
Im Falle dieses B30 sind mir dabei gleich zwei Dinge aufgefallen, die nicht dem Schaltplan des B30 entsprechen. Dazu komme ich aber etwas später.
Platinenplan: Durchsichtbild
Platinenplan: Bestückungsseite
Leiterbahn-Seite der Platine
Platine im Gegenlicht
Was beim B30 ein blödes Problem ist, sind die beiden Netzteil-Becherelkos: Diese haben zwar den vollkommenen Standardwert von 50uF+50uF, den man in Klemt-Geräten wie Sand am Meer findet. Es handelt sich hier aber um Snap-In Kondensatoren für die Platinenmontage. Und die gibt es meines Wissens nach aktuell in dieser konkreten Kapazität und als Doppelelkos nirgendwo zu kaufen.
Sollten die beiden Doppelelkos hinüber sein – wovon man bei einem Alter von fast 60 Jahren ausgehen darf – dann muss man sich was überlegen. Ich bin persönlich weder Fan vom Re-formieren von Elkos noch davon, die alten Becher auszuhöhlen und kleine, moderne Elkos einzusetzen.
Einfach Neuware (dann vermutlich zwei separate Elkos pro Becherelko) in die Platine einzulöten – vielleicht muss auch das nicht sein. Ich habe keine Eile mit dem B30 und werde mir hier nochmal in Ruhe Gedanken machen.
Beim Erstellen des Platinenplans und dem Abgleich der Bauteile mit dem Schaltplan ist mir gleich noch etwas aufgefallen:
Mein B30 hat einen Varistor, um die Hochvolt-Wicklung auf der Sekundärseite des Netztrafos vor Überspannung zu schützen. Laut Schaltplan hatte dies das B30-Modell jedoch nicht, sehr wohl aber der Vorgänger (B25) und der Nachfolger (B35).
Beim B25 und B35 soll es den Varistor laut Schaltplan geben (markiert mit seinen elektrischen Parametern 400V/1-2mA), beim B30 eigentlich nicht.
Aber das ist bei Klemt durchaus typisch. Wenn man ein „überzähliges“ Bauteil findet, einfach die Schaltpläne früherer oder späterer Modelle zu Rate ziehen. Es gibt immer Mischformen.
Dasselbe Thema habe ich auch an anderer Stelle. Bei meinem B30 hat der Widerstand R2 einen Wert von 680k, laut B30-Schaltplan sollte man hier 1,5M vorfinden. Der R1 entspricht bei meinem B30 ebenfalls dem Wert von 3,3M, der laut Schaltplänen im B25 und B35 verbaut war.
Vergleich der Widerstände R1 und R2 in der Vorstufe der drei Verstärker.
Mit den leicht veränderten Werten von R1 und R2 wäre der Transistor T1 im B30 etwas anders gebiased als beim B25 und B35. Zumindest in meinem B30 entspricht dies aber alles dem Vorgänger und Nachfolger und ich habe nun zumindest zwei Diskrepanzen gegenüber dem Schaltplan.
Das soll es an dieser Stelle einmal gewesen sein mit dem B30, aber we’ll meet again…
Eines der schönsten Details des Echolette Showstar Verstärkers ist die beleuchtete Frontplatte. Diese gab es bei den Varianten S40 und S40L, der Echolette Showstar G40 verfolgte dieses Beleuchtungskonzept nicht mehr.
Die Frontplatte bestand aus einer Plexiglasscheibe, die rückseitig golden maskiert war. Die Schriften auf der Frontplatte, die Skalenstriche um die Potentiometer herum, sowie weitere Details waren lichtdurchlässig und haben dem Gitarristen somit auch im Dunkeln die Möglichkeit gegeben, den Verstärker zu bedienen.
War dies noch nicht ungewöhnlich genug, so setzte der Umstand dem Ganzen noch die Krone auf, dass die Beleuchtung über Leuchtstoffröhren ausgeführt wurde. Die Einstreuungen von Leuchtstoffröhren in SingleCoil-Tonabnehmer gehören sozusagen ja zu den Flüchen des Gitarristen, umso merkwürdiger ist auf den ersten Blick deshalb die Entscheidung, solche Leuchtmittel direkt in die Frontplatte eines Gitarrenverstärkers einzusetzen.
Man kann allerdings Entwarnung geben, das Ganze funktioniert bei diesem Verstärker absolut wunderbar, keine Einstreuungen, keine Probleme. Was hingegen nicht so schön ist, ist der Umstand, dass die Leuchtstoffröhren über die Jahre natürlich schwächer werden und kaputt gehen und die Beleuchtung dann – wie auch bei dem Exemplar oben – nicht mehr so schön wirkt. Im schlimmsten Fall flackert es oder leuchtet gar nicht mehr.
In einem derartigen Fall möchte man natürlich die Leuchtmittel austauschen und dies ist tatsächlich nicht ganz so trivial, wie eine Glühbirne über dem Esszimmertisch zu wechseln. Ich möchte hier einige Tipps und Tricks teilen, wie die „Operation“ gelingt. Der Verstärker hat es in jedem Fall verdient, dass man es perfekt erledigt und es sind auch einige Sicherheitsaspekte zu beachten!
Ich habe die wichtigsten Hinweise in einem Video zusammengestellt. Unten finden Sie noch einige zusätzliche Informationen und meine Liste der verwendeten Materialien.
Vorbereitung:
Verstärker aus dem Holzkasten nehmen. Alle Potentiometer-Knöpfe abschrauben, dann Frontplatte abnehmen.
Materialliste (Vorschlag):
Neue Leuchtstoffröhren: 15 Watt, T8, Sockeltyp G13, 43,8 cm Länge.
Ersatz für die „Schirmgitter“: Hierfür eignen sich Siebhülsen aus Metall. Diese gibt es im Baustoffhandel als Meterware. Es eignen sich Exemplare mit 26mm Durchmesser, diese können wie im Video gezeigt mit einer Blechschere aufgeschnitten werden. So lassen sie sich einfacher über die Leuchtstoffröhren schieben.
Isolierung: Es existieren transparente Schrumpfschläuche als Meterware oder als Stückware in verschiedenen Längen. Zu achten ist darauf, dass der Schlauch über das Schirmgitter passen muss und die Länge gibt ja die Leuchtstoffröhre vor, siehe oben. Unter 28mm Durchmesser des Schlauchs würde ich nicht gehen, besser 30mm. In den Herstellerangaben findet sich zudem ein Hinweis, auf welchen Umfang der Schlauch maximal schrumpft. In der Regel kein Thema, aber vorsichtshalber darauf achten, dass er schon bis auf 25mm herunterschrumpfen kann.
Ich möchte heute mal ein Spotlight – der Wortwitz liegt auf der Hand – auf ein von Echolette wohl nur vergleichsweise kurzzeitig vertriebenes Produkt der Veranstaltungstechnik werfen: Die Lichteffektgeräte oder Lichtorgeln.
Der Begriff „Lichtorgel“ könnte dem ein oder anderen Erdenbürger heute schon nichts mehr sagen, in den Partykellern der 70er und 80er Jahre, in Diskos und Festzelten waren Lichtorgeln hingegen ein gerne genutzter Effekt und damit recht bekannt.
Ein NF-Signal wurde hierbei über Frequenzweichen in verschiedene Frequenzbänder aufgeteilt, mit den Einzelsignalen als Steuersignal wurden einzelne, verschiedenfarbige Lampen ein oder ausgeschaltet oder die Lichtintensität in der Art eines Dimmers reguliert. Das Ergebnis waren also Lichtsignale, die in irgendeiner Weise der Intensität oder der Rhythmik der Musik gefolgt sind.
Ein „Lichteffektgerät“ also, kein aktives Instrument, wie der Name Licht-ORGEL vermuten lassen könnte. Heute im Prinzip irgendwie antiquiert, in Zeiten in denen mit Beamern und angebundener Digitaltechnik ganze, extra auf die Musik abgestimmte Filmvorführungen selbst für kleine Bands durchaus in Griffweite sind.
Da ich persönlich Lichtorgeln aus eigener Erfahrung eher mit Diskos in Verbindung bringe, war ich nicht wenig überrascht, dass es bereits ganz am Anfang der 1960er Jahre Lichtorgeln gab, die von Echolette vertrieben wurden. Ich möchte hier einen kurzen Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit geben.
In dem 1960er Katalog „Ein neuer Klang“ taucht eine Lichtorgel Elacolor Li 3 auf, die aber noch keinen sichtbaren Klemt – oder Echolette – Aufdruck trug. Wir haben deshalb keinen Anhaltspunkt, wer dieses Gerät gebaut hat.
Elacolor Li 3 aus dem Katalog „Ein neuer Klang“ (1960)
Zur äußeren Funktion gibt die Werbeanzeige aber ein paar knappe Hinweise:
Das Gerät leuchtet bei tiefen Tönen rot, bei mittleren Tönen gelb und bei hohen Tönen blau. Da aber bei einer Melodie gleichzeitig mehrere Grundfarben erscheinen, die sich miteinander mischen und Zwischenfarben ergeben (lila, grün, orange) ergibt sich eine zauberhafte Farbpracht.
Wir haben es also mit einer additiven Farbmischung zu tun, die genannten Maße zeigen, dass es sich bei dem Gerät um einen relativ kleinen Würfel gehandelt hat, vielleicht war dies eher ein Spot-Strahler?
Zur weiteren Technik steht dort, dass das Gerät einen Eingangspegel von 4 oder 6 Volt an 5 oder 5000 Ohm erwartet. Leider ergeben sich aus den genannten Parametern keine eindeutig zwingenden Schlussfolgerungen darüber, wie und wo man dieses Gerät angeschlossen hat. Sicherlich an einen Verstärker, aber an jeden Beliebigen oder an den Echolette M40? An einen Lautsprecherausgang? Eventuell an den 100V Ausgang oder die Tonbandgeräte-Buchse?
Der Namensbestandteil ELA (Elektroakustische-Anlage) legt die Vermutung irgendwie nahe, dass der 100V-Ausgang des Echolette M40 zur Anwendung gekommen sein könnte, da ELA-Anlagen meist Lautsprecher über weitere Strecken anschließen mussten und hierfür nicht selten die 100V-Technik zur Anwendung kam. Aber es bleibt Spekulation und irgendwie passen die Angaben des Kataloges auch nicht so recht hierzu.
Zu Katalogen und Preislisten der ersten Hälfte der 60er Jahre sieht es leider recht dünn aus, deshalb habe ich keine Vorstellung davon, wie lange und wie oft die Lichteffektanlagen von Echolette vertrieben wurden.
Das nächste Lebenszeichen einer solchen Anlage fand ich in zwei Werbeanzeigen aus dem Jahr 1962. Hier wird eine Anlage namens Elacolor 12 oder kurz E12 beworben, die nun aber aus zwei Geräten besteht: Einem Farblichtwerfer und einem Steuergerät.
Dieses Gerät findet sich auch in den Schriften von Hans Ohms, jedoch ist vollkommen unklar, woher er diese Informationen hatte. Er schreibt jedoch zur Funktion:
Zur Ansteuerung des Gerätes kann das NF-Signal, z.B. vom Tonbandausgang eines M40- Verstärkers, verwendet werden.
Dem Text der Werbeanzeigen entnehme ich, dass die äußere Funktion des Lichtwerfers identisch zum Elacolor Li 3 war, über das Steuergerät konnte die Licht- und Farbintensität nun aber offenbar gradueller geregelt werden.
Laut der Echolette Preisliste vom 01.02.1962 betrug der Preis des Elacolor 12 damals stolze 970,- DM.
Ich bin ganz glücklich, dass ich tatsächlich weiß, wo so eine Anlage noch zu finden ist und ein Foto machen konnte. Sie scheint nicht komplett (Einschaltknopf fehlt) und befindet sich hinter Glas, deshalb konnte ich sie nicht näher untersuchen.
Elacolor 12 Lichteffektgerät, bestehend aus Lichtwerfer und Steuergerät.
Das Steuergerät ist in einem Standard-Goldkäfig untergebracht und trägt nun den Klemt-Firmenaufdruck. Der große Potiknopf links ist beschriftet mit „Lichtkontrast“ (laut Werbeanzeigen wohl so etwas wie die „Master-Helligkeitsregler“), die drei kleineren Knöpfe scheinen die Intensität / Helligkeit der drei Einzelfarben Rot, Blau und Grün zu regeln.
Als kleines Schmankerl am Rande hat der Elacolor 12-Lichtwerfer seinen bunten Schein vielleicht schon auf einen Promi geworfen. Es gibt ein Bild aus dem Top Ten Club in Hamburg, das wohl aus der Zeit um das frühe Jahr 1962 stammt.
Auf diesem sieht man gleich zwei Elacolor 12-Anlagen, rechts davon am Schlagzeug ein damals noch relativ unbekannter junger Mann namens Richard Starkey, später besser bekannt unter dem Künstlernamen Ringo Starr.
Zwei Elacolor 12, Top Ten Club Hamburg 1962 (Quelle: beatlesource.com)
Im Echolette Katalog von 1963 („Sound für Kenner„) tauchen keine Lichtwerferanlagen mehr auf, das Thema ist zu diesem Zeitpunkt wohl schon wieder passé. Vielleicht war die Firma damit einfach zu früh dran, Disko war schließlich noch nicht erfunden.
Ausgangspunkt der Feststellung war eine durchgebrannte Endstufe in dem Verstärker, Zitat:
„Einen angebrannten Widerstand konnte ich mit 4.7 Ohm messen, der steht aber im Schaltbild mit 4.7 kOhm. Ich hab dann den Wert aus dem Schaltbild eingebaut und die Endstufe hat verzerrt. Als letztes habe ich 4,7 Ohm eingebaut und die Verzerrung war weg. […] Der Widerstand sitzt am Emitter des BC-161 in der Endstufe.“
Hier ist wohl ein Fehler im Schaltplan!
Es liegt aktuell nur ein einziger Schaltplan des CA-60 vor und es ist auch unklar, ob es nicht eventuell verschiedene Revisionen gegeben haben könnte, von denen eine vielleicht tatsächlich an besagter Stelle einen 4.7 kOhm Widerstand verbaut hatte. Andererseits gibt es genügend Beispiele, wo originale Schaltpläne nicht ganz stimmen.
Wer also einen CA-60 auf der Werkbank hat, sollte den obigen Hinweis bitte unbedingt in Betracht ziehen. Es gibt wie beschrieben starke Anzeichen, dass hier ein Fehler im Schaltplan vorliegt.
Nachtrag 19.05.2025
Ich bin korrekterweise darauf hingewiesen worden, dass es auf dieser Webseite doch eine zweite Version des Echolette CA-60 Schaltplans gibt. Diese stammt aus dem Handbuch des CA-60: Ich hatte sie aber ehrlicherweise komplett vergessen, weil die Vorlage extrem schlecht war und der Schaltplan nicht gut lesbar ist.
Aber diese andere Version ist umso interessanter, weil der besagte Widerstand hier doch tatsächlich mit 4.7 Ohm angegeben ist.
4.7 Ohm statt 4.7 KiloOhm. Ein wesentlicher Unterschied!
Ich behalte bis auf weiteres beide Schaltplan-Versionen im Download-Bereich, obwohl die erstere (gut lesbare Variante) noch mindestens eine weitere Unstimmigkeit / einen weiteren Fehler beinhaltet: Siehe unterschiedliche „+B“-Spannungszufuhr zum oberen 2N 3055-Endstufen-Transistor.
Links wird +B über zwei Widerstände zum oberen 2N 3055 geführt, in dem schlecht lesbaren Schaltplan aus dem Handbuch liegt die Spannung hingegen direkt am Kollektor des Transistors (wie es wohl richtig ist).
Vielleicht ergibt es sich ja noch einmal, dass wir hier weitere Informationen zu der Möglichkeit unterschiedlicher Revisionen des CA-60 finden können. Bis dahin sehen diese Unstimmigkeiten aber doch wie Zeichnungsfehler in dem besser lesbaren der beiden Schaltpläne aus.