Früher oder später kommen fast alle technikinteressierten Besitzer von Orchesterelektronik an den Punkt, an dem sie ihre Schätze gerne selbst warten und pflegen möchten.
Auf der einen Seite sieht man sich dann vor die Aufgabe gestellt, das materielle Werkzeug für diese Aufgaben anzuschaffen und sich – das ist das Wichtigste! – mit den gebotenen Sicherheitsvorschriften auseinanderzusetzen und diese aus dem Effeff anzuwenden.
Was bei der Handhabe von Verstärkern aber oft vergessen wird, ist, dass man ihre Funktionsweise auch recht tiefgreifend verstehen muss, um Fehler und Funktionsstörungen überhaupt als solche erkennen und erfolgreich Lösungen aus dem ideellen Werkzeugkasten anwenden zu können. Wer mit seinem Sound unzufrieden ist, muss verstehen, „was den Sound macht“ und an welchen Stellschrauben man drehen kann. Es sollte also ein Ziel jedes Reparateurs sein, zu wissen, wie die Dinge eigentlich aufgebaut sind und wie sie in einem Verstärker zusammenspielen.
Ein Buch, das hier sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene zu empfehlen ist, wurde von Helmuth Lemme geschrieben:
Das Buch ist im regulären Buchhandel vergriffen, kann auf der Webseite des Autors aber als Nachdruck erworben werden. Es ist seit Jahren auch fester Bestandteil meiner eigenen Bibliothek und ich kann es daher nur wärmstens empfehlen.
Helmuth Lemme gibt sowohl auf seiner Homepage als auch in Vorträgen immer wieder Einblick in seine Arbeit auf dem Feld der Musikelektronik und teilt hier seinen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Ein relativ neuer Vortrag findet sich auf YouTube:
Es gibt eine kleine Serie von Klemt Echolette Hybridverstärkern, also Verstärkern mit Transistorvorstufe und einer Röhren-Endstufe: B25, B30 und B35.
Anders, als die Nomenklatur suggeriert, sind diese Verstärker aber keine Vorgänger des B40/G40 oder des BS40 aus den frühen 60ern. Der B30 ist vielmehr ein Gerät aus der zweiten Hälfte jenes Jahrzehnts (laut Hans Ohms Baujahr 1965). Ich habe die ersten Fundstellen in Dokumenten in meinem Katalog-Archiv aus dem Jahr 1966, so in der Echolette Preisliste von Juli 1966 und in einem Info-Flyer zum damals neuen B30 ebenfalls aus 1966. Dort heißt es:
Der B 30 ist speziell auf Grund der starken Nachfrage nach einem preisgünstigen Baß- und Gitarrenverstärker konstruiert worden. Mit 30 Watt Sinusaussteuerung und verzerrungsfreien 35 Watt Music-Power, zeichnet sich dieser Verstärker als besonders leistungsstark aus. Neben der Eignung für Baß und Gitarre ist der Anschluß an jedes beliebige hoch- oder niederohmige Mikrophon bei ausgezeichneter Wiedergabequalität gegeben. Der B 30 besitzt zwei Instrumenteneingange, mit getrennter Hoch Tiefton-Regelung, und als neuestes Entwicklungsergebnis von Echolette eine automatisch erfolgende Präsenzanhebung, d. h. ein Anheben der mittleren Tonlagen, wodurch ein besonderer Klangeffekt erzielt wird. Kombiniert mit sämtlichen Echolette-ET- Boxen, im Besonderen mit der Box ET 1, ist der B 30 ideal fur die Musiker, die sich noch keine teuere Verstärkeranlage leisten wollen.
Das Thema ist also klar gesetzt, es handelt sich um ein damals preisgünstiges Einsteigermodell. Einen solchen B30 habe ich mir kürzlich auch gekauft, weil gerade einer zu einem vertretbaren Preis auf Ebay angeboten wurde. Was aber viel wichtiger ist: Sein Äußeres sah wirklich einwandfrei aus. Wie bei so vielen Verkaufsanzeigen gab es jedoch keine Bilder vom Inneren. Also wie immer ein gewisses Risiko.
Ein paar Monate nach dem Kauf wollte ich den kleinen Kerl nun mal flott machen und deswegen werfen wir in diesem Artikel einen ersten Blick ins Innere. Hier sind einige Impressionen:
Was auffällt ist, dass das Gehäuse des Verstärkers trapezförmig zusammengeheftet ist, das heißt es wird nach hinten hin schmaler. Netztrafo und Ausgangsübertrager sind an den Seitenwänden befestigt und damit auch leicht angewinkelt zum Inneren des Gerätes angebracht. Ansonsten haben Chassis und Frontplatte denselben Look, wie man ihn auch schon vom Echolette BS40 kennt.
Der Netztrafo trägt eine kleine Zusatzplatine, auf der sich Sicherungshalter befinden. Bei diesem Verstärker ist die Anpassung an 120V oder 220V nämlich nicht über einen Spannungswahlschalter realisiert, sondern man muss die zwei Netzsicherungen je nach vorhandener Netzspannung in ein unterschiedliches Paar von Sicherungshaltern einstecken. Hierüber werden die zwei Wicklungen der Primärseite des Netztrafos jeweils etwas anders zusammengeschaltet.
Nebenplatine mit Halterungen für die Netzsicherungen im Echolette B30.
Im Schaltplan ist dies folgendermaßen dargestellt.
Dieselbe Stelle wie im vorigen Bild auf dem Schaltplan des Echolette B30.
Was auf den ersten Blick vielleicht verwundert, ist die Tatsache, dass für 110V-Betrieb dieselben Sicherungen (0,8 A träge) wie für den 220V-Betrieb empfohlen werden.
Normalerweise kennt man es ja, dass für die 110V-Anwendung eigentlich immer Sicherungen mit dem doppelten Maximalstrom / Nennstrom benötigt werden, weil hier – wie auch im Schaltplan ersichtlich – dann in der Regel zwei Wicklungen des Netztrafos parallel geschaltet sind und damit eben „der doppelte“ Strom durch die Primärseite des Netztrafos fließt.
Das ist in diesem Fall aber leicht erklärt, weil im 110V-Betrieb des B30 beide Wicklungen eine eigene Sicherung haben und nicht alle Wicklungen an derselben Sicherung hängen. Im 220V-Betrieb sind die beiden Sicherungen beim B30 einfach in Serie geschaltet, was elektrisch aber keine Bedeutung hat (es bleibt bei 0,8 A Maximalstrom). Eigentlich eine Verschwendung einer Feinsicherung.
Ich vermute aber, dass die Entwickler des Gerätes hier einfach keine Verwirrung stiften wollten, wie es bei einer Sicherung für 220V-Betrieb und zwei Sicherungen für 110V-Betrieb unweigerlich geschehen wäre. In allen Anwendungsfällen hat man die gleiche Anzahl Sicherungen, die man nur umstecken muss – nicht zu kompliziert.
Das scheint mir auch die einfachste Lösung zu sein in Anbetracht der Tatsache, dass man dann ebenfalls keine Unterscheidung im Werk für Exportgeräte machen musste. Notfalls konnten die Echolette-Vertretungen in den jeweiligen Zielländern die Geräte aus Deutschland für ihren lokalen Absatzmarkt „einstellen“ und die Sicherungen korrekt platzieren.
Was mir bei diesem Gerät natürlich sofort aufgefallen ist, ist dass hier keine EL500 Röhren eingebaut sind, sondern EL504.
EL504 statt EL500. An dem Außenkontakt auf der Oberseite liegt die volle Anodenspannung an!
Ich musste mich hier auch kurz schlau machen, aber die EL504 ist wohl mehr oder weniger ein 1:1 Ersatz. Offenbar war das gang und gäbe, dass man statt den irgendwann nicht mehr überall verfügbaren EL500 das Nachfolgemodell EL504 eingesetzt hat. Ich meine hier allerdings nicht, dass man dies ab Werk gemacht hat! Das ist wohl eher die pragmatische Lösung eines Vorbesitzers gewesen.
Ich muss ehrlicherweise auch gestehen, dass ich momentan nicht im Bilde bin, ob die Röhren in diesem Gerät tatsächlich ohne Anodenkappen (aus Keramik zum Beispiel) betrieben wurden und dieser Feder-Klemmmechanismus, wie man ihn oben am Anodenkontakt sieht, so ab Werk war.
Von meinem Gefühl her würde ich lieber richtige Anodenkappen einsetzen, das bietet einfach mehr Schutz gegen Berührungen. Es ist im Musikelektronikbereich ja auch nicht mehr so weit verbreitet, dass Röhren eingesetzt werden, bei denen die Betriebsspannung von der Oberseite außen zugeführt wird. Deshalb lieber auf Nummer sicher gehen.
Ich bin allerdings bestrebt, hier wieder EL500 einzusetzen, davon habe ich in meiner Sammlung…na ja, sagen wir mal eine „haushaltsübliche“ Menge.
Wem die EL500 jetzt nichts sagt, der muss sich nicht schämen. Es handelt sich nicht um eine typische Röhre für Musikelektronik, obwohl es einige Verstärker gab, die solche „Fernsehröhren“ in der Endstufe hatten (z.B. EL36).
So vollkommen ungewöhnlich ist es beim B25, B30 oder B35 deshalb also nicht, aber die Röhre fand sich ansonsten doch eher in Fernsehgeräten. Das Philipps-Datenblatt des Modells gibt die folgende Auskunft:
BÜNDELROHRE in Allglastechnik zur Verwendung in der Aus- gangsstufe fur die Horizontal-Ablenkung in Fernsehemp- fängern. Die Röhre hat ein hohes Verhältnis zwischen Anoden- und Schirmgitterstrom und ist mit einem Magnoval- Sockel ausgestattet.
Nun zu den ersten Überlegungen zur Erweckung des Verstärkers aus seinem Dornröschenschlaf:
Was ich bei einem für mich neuen Verstärker immer erstelle, ist ein Platinenplan. Sofern möglich, hat es sich hier bewährt, ein „Durchsichtbild“ von der Vorder- und Rückseite zu erstellen. Die Unterseite wird dazu gespiegelt und unter das teiltransparente Bild der Oberseite gelegt. Es ist hier meist notwendig, die beiden Einzelbilder etwas hin und her zu ziehen und an einem Raster auszurichten. Das ist mit kostenlosen Grafikprogrammen wie Gimp aber kein Problem. Das Ergebnis ist ein Überlagerungsbild, auf dem man sowohl die Bauteile als auch die Leiterbahnen gleichzeitig sehen kann (siehe unten).
Im Anschluss verfolgt man dann erstmal, welches Bauteil auf der Platine mit welchem Bauteil im Schaltplan übereinstimmt und trägt das auf dem Platinenplan ein. Dies hilft später ungemein beim Auslöten und Tauschen von Bauteilen und auch bei der allgemeinen Fehlersuche, weil man mit Platinenplan und Schaltplan schnell von Messpunkt zu Messpunkt navigieren kann, ohne noch groß zu suchen.
Im Falle dieses B30 sind mir dabei gleich zwei Dinge aufgefallen, die nicht dem Schaltplan des B30 entsprechen. Dazu komme ich aber etwas später.
Platinenplan: Durchsichtbild
Platinenplan: Bestückungsseite
Leiterbahn-Seite der Platine
Platine im Gegenlicht
Was beim B30 ein blödes Problem ist, sind die beiden Netzteil-Becherelkos: Diese haben zwar den vollkommenen Standardwert von 50uF+50uF, den man in Klemt-Geräten wie Sand am Meer findet. Es handelt sich hier aber um Snap-In Kondensatoren für die Platinenmontage. Und die gibt es meines Wissens nach aktuell in dieser konkreten Kapazität und als Doppelelkos nirgendwo zu kaufen.
Sollten die beiden Doppelelkos hinüber sein – wovon man bei einem Alter von fast 60 Jahren ausgehen darf – dann muss man sich was überlegen. Ich bin persönlich weder Fan vom Re-formieren von Elkos noch davon, die alten Becher auszuhöhlen und kleine, moderne Elkos einzusetzen.
Einfach Neuware (dann vermutlich zwei separate Elkos pro Becherelko) in die Platine einzulöten – vielleicht muss auch das nicht sein. Ich habe keine Eile mit dem B30 und werde mir hier nochmal in Ruhe Gedanken machen.
Beim Erstellen des Platinenplans und dem Abgleich der Bauteile mit dem Schaltplan ist mir gleich noch etwas aufgefallen:
Mein B30 hat einen Varistor, um die Hochvolt-Wicklung auf der Sekundärseite des Netztrafos vor Überspannung zu schützen. Laut Schaltplan hatte dies das B30-Modell jedoch nicht, sehr wohl aber der Vorgänger (B25) und der Nachfolger (B35).
Beim B25 und B35 soll es den Varistor laut Schaltplan geben (markiert mit seinen elektrischen Parametern 400V/1-2mA), beim B30 eigentlich nicht.
Aber das ist bei Klemt durchaus typisch. Wenn man ein „überzähliges“ Bauteil findet, einfach die Schaltpläne früherer oder späterer Modelle zu Rate ziehen. Es gibt immer Mischformen.
Dasselbe Thema habe ich auch an anderer Stelle. Bei meinem B30 hat der Widerstand R2 einen Wert von 680k, laut B30-Schaltplan sollte man hier 1,5M vorfinden. Der R1 entspricht bei meinem B30 ebenfalls dem Wert von 3,3M, der laut Schaltplänen im B25 und B35 verbaut war.
Vergleich der Widerstände R1 und R2 in der Vorstufe der drei Verstärker.
Mit den leicht veränderten Werten von R1 und R2 wäre der Transistor T1 im B30 etwas anders gebiased als beim B25 und B35. Zumindest in meinem B30 entspricht dies aber alles dem Vorgänger und Nachfolger und ich habe nun zumindest zwei Diskrepanzen gegenüber dem Schaltplan.
Das soll es an dieser Stelle einmal gewesen sein mit dem B30, aber we’ll meet again…
Eines der schönsten Details des Echolette Showstar Verstärkers ist die beleuchtete Frontplatte. Diese gab es bei den Varianten S40 und S40L, der Echolette Showstar G40 verfolgte dieses Beleuchtungskonzept nicht mehr.
Die Frontplatte bestand aus einer Plexiglasscheibe, die rückseitig golden maskiert war. Die Schriften auf der Frontplatte, die Skalenstriche um die Potentiometer herum, sowie weitere Details waren lichtdurchlässig und haben dem Gitarristen somit auch im Dunkeln die Möglichkeit gegeben, den Verstärker zu bedienen.
War dies noch nicht ungewöhnlich genug, so setzte der Umstand dem Ganzen noch die Krone auf, dass die Beleuchtung über Leuchtstoffröhren ausgeführt wurde. Die Einstreuungen von Leuchtstoffröhren in SingleCoil-Tonabnehmer gehören sozusagen ja zu den Flüchen des Gitarristen, umso merkwürdiger ist auf den ersten Blick deshalb die Entscheidung, solche Leuchtmittel direkt in die Frontplatte eines Gitarrenverstärkers einzusetzen.
Man kann allerdings Entwarnung geben, das Ganze funktioniert bei diesem Verstärker absolut wunderbar, keine Einstreuungen, keine Probleme. Was hingegen nicht so schön ist, ist der Umstand, dass die Leuchtstoffröhren über die Jahre natürlich schwächer werden und kaputt gehen und die Beleuchtung dann – wie auch bei dem Exemplar oben – nicht mehr so schön wirkt. Im schlimmsten Fall flackert es oder leuchtet gar nicht mehr.
In einem derartigen Fall möchte man natürlich die Leuchtmittel austauschen und dies ist tatsächlich nicht ganz so trivial, wie eine Glühbirne über dem Esszimmertisch zu wechseln. Ich möchte hier einige Tipps und Tricks teilen, wie die „Operation“ gelingt. Der Verstärker hat es in jedem Fall verdient, dass man es perfekt erledigt und es sind auch einige Sicherheitsaspekte zu beachten!
Ich habe die wichtigsten Hinweise in einem Video zusammengestellt. Unten finden Sie noch einige zusätzliche Informationen und meine Liste der verwendeten Materialien.
Vorbereitung:
Verstärker aus dem Holzkasten nehmen. Alle Potentiometer-Knöpfe abschrauben, dann Frontplatte abnehmen.
Materialliste (Vorschlag):
Neue Leuchtstoffröhren: 15 Watt, T8, Sockeltyp G13, 43,8 cm Länge.
Ersatz für die „Schirmgitter“: Hierfür eignen sich Siebhülsen aus Metall. Diese gibt es im Baustoffhandel als Meterware. Es eignen sich Exemplare mit 26mm Durchmesser, diese können wie im Video gezeigt mit einer Blechschere aufgeschnitten werden. So lassen sie sich einfacher über die Leuchtstoffröhren schieben.
Isolierung: Es existieren transparente Schrumpfschläuche als Meterware oder als Stückware in verschiedenen Längen. Zu achten ist darauf, dass der Schlauch über das Schirmgitter passen muss und die Länge gibt ja die Leuchtstoffröhre vor, siehe oben. Unter 28mm Durchmesser des Schlauchs würde ich nicht gehen, besser 30mm. In den Herstellerangaben findet sich zudem ein Hinweis, auf welchen Umfang der Schlauch maximal schrumpft. In der Regel kein Thema, aber vorsichtshalber darauf achten, dass er schon bis auf 25mm herunterschrumpfen kann.
Ausgangspunkt der Feststellung war eine durchgebrannte Endstufe in dem Verstärker, Zitat:
„Einen angebrannten Widerstand konnte ich mit 4.7 Ohm messen, der steht aber im Schaltbild mit 4.7 kOhm. Ich hab dann den Wert aus dem Schaltbild eingebaut und die Endstufe hat verzerrt. Als letztes habe ich 4,7 Ohm eingebaut und die Verzerrung war weg. […] Der Widerstand sitzt am Emitter des BC-161 in der Endstufe.“
Hier ist wohl ein Fehler im Schaltplan!
Es liegt aktuell nur ein einziger Schaltplan des CA-60 vor und es ist auch unklar, ob es nicht eventuell verschiedene Revisionen gegeben haben könnte, von denen eine vielleicht tatsächlich an besagter Stelle einen 4.7 kOhm Widerstand verbaut hatte. Andererseits gibt es genügend Beispiele, wo originale Schaltpläne nicht ganz stimmen.
Wer also einen CA-60 auf der Werkbank hat, sollte den obigen Hinweis bitte unbedingt in Betracht ziehen. Es gibt wie beschrieben starke Anzeichen, dass hier ein Fehler im Schaltplan vorliegt.
Nachtrag 19.05.2025
Ich bin korrekterweise darauf hingewiesen worden, dass es auf dieser Webseite doch eine zweite Version des Echolette CA-60 Schaltplans gibt. Diese stammt aus dem Handbuch des CA-60: Ich hatte sie aber ehrlicherweise komplett vergessen, weil die Vorlage extrem schlecht war und der Schaltplan nicht gut lesbar ist.
Aber diese andere Version ist umso interessanter, weil der besagte Widerstand hier doch tatsächlich mit 4.7 Ohm angegeben ist.
4.7 Ohm statt 4.7 KiloOhm. Ein wesentlicher Unterschied!
Ich behalte bis auf weiteres beide Schaltplan-Versionen im Download-Bereich, obwohl die erstere (gut lesbare Variante) noch mindestens eine weitere Unstimmigkeit / einen weiteren Fehler beinhaltet: Siehe unterschiedliche „+B“-Spannungszufuhr zum oberen 2N 3055-Endstufen-Transistor.
Links wird +B über zwei Widerstände zum oberen 2N 3055 geführt, in dem schlecht lesbaren Schaltplan aus dem Handbuch liegt die Spannung hingegen direkt am Kollektor des Transistors (wie es wohl richtig ist).
Vielleicht ergibt es sich ja noch einmal, dass wir hier weitere Informationen zu der Möglichkeit unterschiedlicher Revisionen des CA-60 finden können. Bis dahin sehen diese Unstimmigkeiten aber doch wie Zeichnungsfehler in dem besser lesbaren der beiden Schaltpläne aus.
Echolette Freunde, markiert Euch bitte zwei Daten im April ganz dick im Kalender, denn es kommen in Kürze zwei ganz tolle Videos auf YouTube heraus!
Mein Freund Björnson Bear nimmt uns am 04.04.2025 zuerst mit auf einen „Rig Rundown“ zu seinem Echolette M40 Setup. Hier wird er zeigen, wie er den Echolette Mischverstärker zusammen mit seiner umfangreichen Effektkette einsetzt. In das – wie ich finde – ganz hervorragende Setup sind sehr viele Überlegungen gewandert und es hat sich in den letzten Jahren vielfach im Studio und auf der Bühne bewährt.
Selbst wer den Echolette M40 schon gut kennt, wird hier noch sehr brauchbare Anregungen mitnehmen können und erfahren, was den M40 für den Musiker Björnson Bear so einzigartig und vielseitig macht.
Nach Ostern, am 25.04.25, nimmt Björnson Bear uns dann mit auf die Reise zu seinem Echolette B40N: Ein ganz anderer Verstärker, eine sehr unterschiedliche Charakteristik im Vergleich zum M40 – und damit eine wunderbare zweite Sound-Option.
Im Nachgang zu den Videos wird es auf bandecho.de noch ein einige weiterführende Informationen zum konkreten Aufbau des Setups und seiner Funktionsweise geben.
Ich möchte Björnson vorab schon einmal ganz herzlich dafür danken, dass er sein Wissen um den praktischen Einsatz der Echolette Verstärker mit uns allen teilt.
Deshalb: Bitte die Videos ansehen, kommentieren, gerne weiter empfehlen und „Daumen hoch“ geben!
Unter dieser Überschrift möchte ich einige Fundstücke zusammenfassen, bei denen Orchestergeräte und deren Hersteller aus Deutschland in irgendeiner Weise auf Schallplatten vorkommen. Die Auflistung ist ganz sicher nicht vollständig. Wer noch mehr kennt, kann dies sehr gerne als Kommentar zu diesem Beitrag beisteuern.
Hans-Joachim Roedelius und Dieter Moebius von der Band Cluster waren aktive Nutzer von Echolette- und Dynacord-Geräten.
Im folgenden Bild können wir im Hintergrund rechts eine Echolette Lautsprecherbox (E), vermutlich eine ET 500, erkennen. (A) und (C) sind zwei Dynacord-Kassettengeräte (bezieht sich auf das typische „Kassettengehäuse“ mit abnehmbarer Oberschale, Unterschale sowie dem separat abnehmbaren Deckel oben und unten). Ich vermute anhand der sichtbaren Anschlusskabel auf der Rückseite, dass es sich um Bandechos handeln könnte. (B) und (D) schließlich sind Echolette-Geräte, nämlich die Solid State Panorama Mixer
Die Rückseite des Albums Cluster II zeigt zwei Dynacord Gigant Verstärker (A) und (C). Mindestens ein Dynacord Echocord Mini Bandecho – (B) und sehr wahrscheinlich auch (D). Am Fuße des Bildes kann ich noch einen Schaller Fußschweller erkennen (E).
An der Orgel rechts lehnt ein Lapsteel, ich vermute aus dem Hause Framus.
Neben dem Echocord Mini (A) kamen bei Cluster aber auch Echolette E51 Bandechos zum Einsatz (B) und (D). Auch hier wieder oben rechts der Echolette Solid State Panorama Mixer in der Vorderansicht (C).
Szenenwechsel zu Kraftwerk. Die Rückseite ihres 1973er Albums Ralf und Florian ist ein Wimmelbild mit Orchesterelektronik.
Schauen wir uns den Arbeitsplatz von Florian Schneider im Detail an.
Hier finden wir ein Dynacord Echocord Super 75 oder 76, das wäre optisch nur an der Aufschrift oben rechts genau unterscheidbar (D). Im linken, hinteren Bildbereich erkennt man ein Gestell – eventuell das Echolette Kombinationsgestell G3 für bis zu drei Geräte (siehe Orchestergeräte-Katalog 1972, Seite 4 und 16). An oberster Stelle haben wir wieder den Echolette Solid State Panorama Mixer (A), darunter den Kraftverstärker Echolette Stentor (B) und vermutlich den Orgelverstärker Echolette B200 (C).
Auch hier ist vorne rechts ein Framus Lapsteel zu erkennen. Wie an anderer Stelle schon einmal erwähnt: Ich bin leider unterinformiert, was die Gitarren und Orgeln der Hersteller aus Deutschland angeht, aber eventuell kann hier jemand etwas Genaueres zu dem gezeigten Instrument sagen.
NACHTRAG 11.01.25
Wolfgang Grimm hat mir dankenswerterweise noch die folgenden Fotos zur Verfügung gestellt:
Es handelt sich hier um eine Doppel-Album-Ausgabe der ersten beiden Kraftwerk-Alben. Auch in Ihnen findet sich Orchesterelektronik aus Deutschland, die wir uns im Detail ansehen wollen:
Die vergrößerten Detailbilder zeigen (A) ein Dynacord Echocord Röhren-Bandecho ohne Frontblende, ein (B) Schaller Rotor-Sound Effektgerät sowie erneut den omnipräsenten Echolette Panorama Mixer (C).
Unten können wir ein Dynacord Echocord Super 75 Bandecho identifizieren (D) sowie einen Dynacord Gigant Verstärker (E).
Anderes Thema und damit zu einem Fundstück aus Österreich. Ich habe die nachfolgende Schallplatte der Band Milestones gefunden, auf deren Rückseite damit geworben wird, dass die Band Echolette-Geräte verwendet, jedoch nicht welche.
Ein faszinierendes Thema kurz vor Schluss dieses Artikels: Zu einem gewissen Zeitpunkt muss die Echolette Vertrieb auch ein eigenes Plattenlabel besessen haben. Ich bin mir aber nicht sicher, ob dies tatsächlich nicht nur Schallplatten zu eigenen Werbezwecken produziert und vertrieben hat. Folgendes Fundstück habe ich auftreiben können.
Die Schallplatte wirbt auf dem Etikett damit, dass sie unter Verwendung verschiedener Echolette- und Winston Geräte eingespielt wurde.
Zum Abschluss ein Blick in meine eigene „Plattenecke“. Ich höre selbst Schallplatten über meinen Telefunken Plattenspieler, der an den Phono-Eingang eines Echolette M70 Verstärkers angeschlossen ist. Der M70 (wie auch schon sein Vorgänger M40) hat eine ultralineare Endstufe und ist eigentlich mehr HiFi-Verstärker als alles andere. Insofern sehr gut auch zum Musikhören geeignet.
Am M70 hängen zwei Winston CS50 Lautsprecherboxen (auch eine Echolette Marke), die jeweils mit zwei Tieftönern und zwei Hoch-/Mitteltönern bestückt sind. Pro Lautsprecherbox haben die Winstons allerdings 30 Ohm Impedanz – das ist ein Problem. Denn der M70 hat nur folgende Lautsprecheroptionen: 1x 6 Ohm, 2x Lautsprecher parallel an der 6 Ohm Wicklung des Ausgangsübertragers (also je Box realistisch 12-16 Ohm) oder 1x 16 Ohm an einem separaten Einzelanschluss.
Um den Verstärker nicht umbauen zu müssen ( z.B. einen zweiten Anschluss parallel zum bestehenden 16 Ohm Anschluss setzen – 2x 30 Ohm parallel wären dann auch wieder ca. 16 Ohm), habe ich den Echolette Anpassungsübertrager LAU150 zwischen Boxen und Verstärker angeschlossen, der somit extern die korrekte Impedanzanpassung der beiden Boxen an den einzelnen 16 Ohm Anschluss verrichtet. Das Gerät ist links neben dem Plattenspieler sichtbar.
Der Dynacord Eminent II mit dem Zusatz T ist diejenige Version dieses Verstärkers, die eine Transistorvorstufe hat und nur eine Röhrenendstufe: Gegentaktendstufe mit 2x EL34 und 1x ECC81.
Es handelt sich hierbei nicht dediziert um einen Gitarrenverstärker, man kann ihn sich eher als 4-Kanal P.A. für Mikrofone und sonstige Instrumente vorstellen. Wenn man den Eingang aber ein wenig übersteuert, erhält er einen schönen Crunch (hier mit der P.R.S. CE 24 und ihrem Steg Humbucker angetrieben).
Die Echolette ET-100 ist eigentlich eine Bass-Box.
Im Zusammenspiel funktioniert das hinreichend mit einem zeittypischen Sound. Kein „match made in heaven“ aber durchaus brauchbar.
Hier noch ein paar Bilder des Eminent:
Wurde offenbar mal von DIN auf Klinke umgebaut
2 Doppelpotis pro Kanal: Jeder der vier Kanäle hat Regelung für – Lautstärke, Bass, Höhen und für Hall (Dynacord Nachhallgerät extern anzuschließen)
Die rot markierte Buchse ist für Anschluss des externen Nachhall-Gerätes. Man beachte auch den 100 Volt Anschluss (ELA-Technik)
Die zwei 0,5 A Anodensicherungen waren beide kaputt. Nach Tausch lief der Verstärker problemlos.
Impedanzanpassung über Steckbrücke
Oben sieht man die ECC81, darunter die zwei großen EL34. In der Mitte entwickelt der Verstärker eine gehörige Hitze!
Man beachte unten den sehr massiven Ausgangsübertrager. Der Verstärker hat Gewicht!
Ich eröffne hiermit eine neue Reihe auf meinem Youtube-Kanal – „What’s inside?“.
Die Idee ist, einen Einblick in das Innenleben von Gitarren-Equipment zu geben. Man findet im Internet meistens nur Bilder von außen, Technikbegeisterte wollen und Kaufinteressierte sollten aber auch wissen, „was drin steckt“.
Zu wissen, wie es im Inneren eigentlich aussehen sollte, hilft bei der Argumentation gegenüber zu enthusiastischen Verkäufern: Leider findet sich bei jeder zweiten Auktion der Zusatz „alles Original, muss nur geputzt werden, ein wenig ölen, dann geht es wieder“ – meist nur Verkaufs-BlaBla. In der Realität wissen es die Verkäufer gar nicht so genau oder führen wissentlich in die Irre. Immer mit dem Totschlaghinweis, dass jegliche Rücknahme, Gewährleistung, etc. wegen Privatverkauf ausgeschlossen ist.
Diese rechtlichen Gewährleistungsausschlüsse sind übrigens absoluter Unsinn, falls der Verkäufer behauptet, dass ein Gerät funktioniert und dann funktioniert es doch nicht, dann muss er es auch als Privatverkäufer zurücknehmen, denn es entspricht ja nicht dem ausgewiesenen Zustand. Aber auch hier kennen findige Verkäufer einen schönen Ausweg.
Speziell bei den alten Echoletten liest man immer wieder das Argument: „Konnte es nicht prüfen, habe keine Kabel“. Denn das Netzanschlusskabel ist hier ein sogenanntes Heißgeräte-Kabel. Das gibt es noch zu kaufen, hat aber nicht mehr jeder zuhause. Dasselbe gilt für die Instrumenten- / Verstärkeranschlusskabel. Diese müssen DIN-Stecker haben, ein „normales“ Gitarrenkabel geht also nicht. Das kann tatsächlich wahr sein, könnte aber auch ein Vorschubargument sein, um den unangenehmen Spagat zwischen „ganz genau wissen, dass es kaputt ist“ und „dennoch zum Höchstpreis verkaufen wollen“ bravourös zu meistern.
So angepriesene Echoletten werden gleichsam zu „Schrödingers Echoletten“: Sie könnten komplett hinüber sein oder funktionieren. Genaueres weiß dann der Käufer, wenn er sie austestet. Meckern gilt dann nicht, denn es hat niemand behauptet, dass das Gerät funktioniert.
Diesen Tanz kann man als Käufer gerne mitmachen, wenn der Preis noch stimmt. Ansonsten besser Finger weg!
Neben all diesen Argumenten finde ich es aber einfach auch spannend, eine Art Bibliothek vom Inneren von Effektgeräten, Verstärkern und Co. anzulegen. Dies ist hilfreich bei der Einordnung, was noch original ist und wo im Laufe der Jahre eventuell gebastelt wurde. Besonders bei sehr alten Geräten wird es eher selten sein, dass da noch nie jemand Wartungs- und Reparaturarbeiten ausgeführt hat und dabei etwas am Originalaufbau verändert wurde.
Die beiden gezeigten Echoletten sind – in verschiedenen Stadien – nicht betriebsbereit und müssen komplett vom Spezialisten überholt werden.Wenn dies mal geschehen ist, dann werde ich mit dem überarbeiteten Innenleben in einer anderen Folge nachfassen.