An dieser Stelle noch ein paar Ergänzungen zu einigen Themen des Jahres 2021.
Echolette Motor
Wie im Video genannt, hängt die erreichbare Geschwindigkeit des Motors von der Netzfrequenz und von seiner Anzahl magnetischer Polpaare ab. Die Werte für synchrone Motoren bei 50 Hz lauten:
1 Polpaar = 3000/min
2 Polpaare = 1500/min
3 Polpaare = 1000/min
4 Polpaare = 750/min
6 Polpaare = 500/min
8 Polpaare = 375/min
10 Polpaare = 300/min
12 Polpaare = 250/min
Asynchrone Motoren wie der „Echolette-Motor“ sind etwas langsamer, da sie nicht mit dem Drehfeld synchron laufen, sondern hinterhereilen.
Motoren mit sechs Anschlussdrähten sind umschaltbar, solche mit drei Drähten nicht (und können damit nur eine feste Geschwindigkeit laufen).
Mir ist nun aufgefallen, dass die Anzahl der in den Motor gewickelten magnetischen Pole (Einzel, nicht Paare!) außen als Teil der Typenbezeichnung aufgedruckt ist:
Motor aus Echolette NG-51 S: 4 & 8 Pole (2 & 4 Polpaare) umschaltbar |
Motor aus Dynacord Echocord 100: 4 Pole (2 Polpaare). Der Motor dieses Gerätes beherrscht tatsächlich nur eine Geschwindigkeit |
Und als spezielles Beispiel der Motor aus einem Tonbandgerät:
6 und 12 Polpaare umschaltbar |
In wie viele Meter pro Sekunde Bandgeschwindigkeit sich 1000 bzw 500 Umdrehungen pro Minute übersetzen, hängt natürlich vom Kreisumfang des Capstan (der oberen Motorwelle) ab. Eventuell sind es die tonbandtypischen Geschwindigkeiten von 19 und 9,5 cm/s. Diese bezeichnen aber, um welche Distanz das band pro Sekunde fortbewegt wird, nicht die Umdrehungen des Motors.
Das RC-Glied im Schaller Tremolo
Ich hatte die Frage aufgeworfen, was diese Kombination aus Widerstand und Kondensator am Ein/Aus-Schalter des opto-mechanischen Schaller Tremolos zu suchen hat. Dieses RC-Glied überbrückt den Schalter, theoretisch könnte hier also auch ausgeschaltet immer ein kleiner Strom fließen, sofern der Netzstecker in der Steckdose eingesteckt ist.
Meine Vermutung war, dass es etwas mit dem Umstand zu tun hat, das in der Kontruktion ja hinter dem Schalter direkt eine Induktivität (der Motor) ein- und ausgeschaltet wird.
Wenn der Stromfluss in eine Indukivität / Spule unterbrochen wird, dann bricht das Magnetfeld der Spule zusammen. Diese Änderung des Magnetfeldes induziert wiederum eine Spannung in der Spule selbst („Selbstinduktion“). Diese selbstinduzierten Spannungen sind umso höher, je abrupter das Magnetfeld zusammenbricht und je höher die Windungszahl der Spule ist.
Der Aufbau solcher Spannungen ist zu verhindern, da sich das Gerät ansonsten selbst brutzeln könnte (Spannungsfestigkeit elektrischer Bauteile!). Es wäre hier auch nicht ungewöhlich, dass zwischen den Kontakten des Schalters Funken überspringen, die in den ungünstigsten Fällen sogar zu Bränden führen könnten.
Um dies zu Verhindern, „entstört“ man elektrische Kontakte, d.h. man trifft Vorkehrungen in der Schaltung, die solche Spannungen sicher zur Erde hin abbauen. Unter anderem nachvollziehbar beschrieben in der „Radio Praktiker“ Ausgabe Nr. 59 aus dem Jahr 1953:
H. G. Mende: „Funk-Entstörungs-Praxis“, 1. und 2. Auflage, Franzis-Verlag-München, München 1953. |
Dort findet sich auf Seite 40 der folgende Anwendungsvorschlag:
Eine ganz einfache „Snubber“-Schaltung, genau wie im Schaller Tremolo eingebaut |
Zusammengefasst „entstört“ Schaller also den Schalter, um das Durchschlagen hoher Spannungen beim Ausschalten des Motors in das Gerät und auch aus dem Gerät heraus zu vermeiden. Eine hiermit verbundene Gefahr wäre, dass durch Hochspannung am Schalter ansonsten Funken zwischen den Schaltkontakten fliegen könnten – Brandgefahr!