Schaltungsbetrachtung der Klemt Echolette NG-2

Es ist nun bereits einige Wochen her, dass die Klemt Echolette NG-2 (vermutlich erstmals seit langer Zeit) der Öffentlichkeit auf dieser Webseite vorgestellt werden konnte.

Eine genaue Prüfung des vorliegenden Gerätes und das Vergleichen mit dem einzigen, vorliegenden Schaltplan hat mittlerweile einige Unterschiede zwischen beiden zutage gefördert. Die NG-2 präsentiert sich als Versuchsstadium auf dem Weg zur NG-4 und ultimativ zur NG-51: Noch fern von perfekt, noch nicht so „zu Ende gedacht“, noch versehen mit später wieder verworfenen Schaltungskonzepten. Kurzum – ein ideales Gerät, um sich zu vergegenwärtigen, warum die Dinge eigentlich letztlich so wurden wie sie sind.

Ich freue mich deshalb sehr, dass Wolfgang Grimm sich bereit erklärt hat, anhand des aus dem vorliegenden Gerät gezeichneten Schaltplans, eine technische Betrachtung zum Aufbau und der Funktion der Klemt Echolette NG-2 zu schreiben. Diese Aufgabe ist nicht zu unterschätzen, weil die – soweit bekannt – einzige momentan verfügbare NG-2 absolut nicht betriebsbereit ist und man deshalb nicht einfach mal nachmessen kann. Es hat deshalb einer genauen Schaltungsanalyse und dem Nachbau von Teil-Schaltungen bedurft.

Die Ergebnisse des vorliegenden Aufsatzes werden auch bei der späteren Restaurierung des Gerätes von großem Wert sein, weil hier irgendwann entschieden werden muss, was man eigentlich konkret mit der Restaurierung erreichen möchte. Ohne dem Text vorgreifen zu wollen – es gibt Schaltungsdetails, die einem bühnentauglichen Einsatz mehr oder weniger entgegen stehen. Sollte die bühnentaugliche Restaurierung der NG-2 also das Ziel werden, so wird man die ein oder andere Änderung umsetzen müssen.

Ich bin mir sicher, dass der vorliegende Aufsatz für Echolette-Fans und Technikinteressierte daher eine sehr ergiebige Quelle an Informationen bieten wird und danke dem Autor hiermit noch einmal ganz herzlich!

Zum Download der Klemt Echolette NG-2 Schaltungsbetrachtung (pdf, 2.7 MB).

Illustration: Wolfgang Grimm

Klemt Echolette NG-2: Ein Bandecho des Jahres 1959

Im Bestreben, auch die frühen Jahre der Orchesterelektronik aus Deutschland zu dokumentieren und zu erhalten, ist es gelungen einen Vorgänger der NG-51 aufzutreiben.

Was derzeit bekannt ist

Bislang ist im Internet noch kein Bild einer NG-2 aufgetaucht. Auch im Archiv Hans Ohms findet sich hierzu nichts. Was darauf hindeutet, dass bereits seit Jahrzehnten hier keine weiteren Bilder oder Informationen vorliegen.

Lediglich auf der bekannten Webseite peel.dk gibt es einen Schaltplan, der mit 11.3.59 datiert ist.

Datierung des NG-2 Schaltplans

Die Echolette NG-51 kam nur ein Jahr später heraus. Wir wissen, dass es zudem noch ein Modell NG-3 gab und natürlich die ebenfalls bekannte NG-4. Das Nischenmodell NG-41 (in zwei Modellvarianten) wurde dem bisherigen Erkenntnisstand zufolge noch kurze Zeit parallel zur NG-51 verkauft (siehe weiter unten). Die NG-41 war in der Produktpalette vermutlich als Einsteiger-Bandecho gedacht, die NG-51 war das „Profimodell“.

NG3 und NG4 im Archiv Hans Ohms (el-me-se.de)

Im Bild oben sehen wir, dass die NG-3 äußerlich mit der NG-2 nahezu identisch zu sein scheint. Mit dem aber schon sichtbaren Unterschied, dass der „Goldkäfig“ bei der NG-3 dem späteren Standard entspricht: Er hat bereits die typischen „schmalen Schlitze“, was bei der NG-2 noch anders ist und sofort ins Auge springt (siehe unten: weniger Schlitze, dafür weiter und länger).

Foto: Tim Frodermann
NG-51 und NG-41 in einem Verkaufskatalog von 1960

Wir haben es hier also mit relativ viel Aktivität in kurzer Zeit zu tun. Innerhalb eines oder vielleicht anderthalb Jahren kamen also die Modellvarianten NG-2, NG-3, NG-4 sowie NG-41 / NG-51 heraus.

Anhand eines Seriennummernvergleichs zwischen NG-2 und NG-4 wird jedoch nicht per se klar, wie viele Geräte jeweils gebaut wurden. Was Stand heute relativ sicher ist: Bei Echolette wurden die Seriennummern nicht nach Gerät getrennt (unterschiedliche Nummernkreise). Es wurde einfach für jedes gebaute Gerät kontinuierlich weitergezählt.

Die NG-4 von ungefähr Dezember 1959 ist 1304 Nummern weiter als die NG-2 aus dem ersten Quartal des Jahres. Kann man glauben, dass in so früher Zeit bereits so viele von den doch eher teuren Echolette Geräten verkauft wurden? Mit dem weltweiten Vertrieb noch im Aufbau? Wohl eher nicht! Dies bleibt vorerst also noch ein kleines Rätsel, dem ich mich übrigens auch über das Echolette Seriennummern-Projekt zu nähern versuche.


Zur Bildergalerie der NG-2

Das Gerät im ersten Überblick

Die NG-2 ist im Einlieferungszustand natürlich sehr schmutzig, so ist es bei allen Geräten, die auf dem Dachboden gefunden wurden. Vielleicht hat der eher weniger zuträgliche Aufbewahrungsort aber auch gerade dafür gesorgt, dass es dieses Gerät überhaupt noch gibt.

Was nicht überlebt hat, sind jedenfalls die oberen Potentiometer-Knöpfe; hier ist weniger schöner Ersatz verbaut. Ich denke, man kann sich in Sachen Originalität an dem Foto der NG-3 orientieren.

Originalknöpfe verschollen

Wer den Schaltplan anschaut, dem fällt vermutlich sofort der Osziallator ins Auge. Dieser wurde offenkundig nicht in der später bekannten Multivibrator-Variante konzipiert, sondern mit einer Pentode EL84.

Im Gerät ist allerdings eine ECC82 eingesteckt, der Röhren-Niederhalter suggeriert bezüglich seiner Federlänge auch erstmal nichts anderes, als dass dies wohl schon immer so war. Eine EL84 hätte von der Höhe her (fast doppelt so hoch wie eine ECC82) prinzipiell gerade so noch Platz, ohne Gefahr zu laufen oben an den Goldkäfig anzustoßen.
Genaueres wird aber eine eingehende Untersuchung der Beschaltung der Röhrenfassung ergeben. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass eine vollkommen falsche Röhre eingesteckt wird, weil der Anwender es nicht besser wusste. Vielleicht hat die Firma Klemt sich aber bei der NG-2 im letzten Moment noch zu dem späteren Osziallator-Aufbau umentschieden. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – das gilt sowohl für eine Version eines Schaltplans wie auch für ein vorhandenes Gerät.

Weicht vom Schaltplan ab: ECC82!
Foto: Tim Frodermann
EL84 würde gerade so passen…
Foto: Tim Frodermann

Die datierbaren Bauteile in Echolette Bandechos sind zum einen der Motor und zum anderen der Motorkondensator. Diese platzieren mit 12. Februar 1959 beziehungswiese August 1958 das Gerät ungefähr in die Zeitspanne des Schaltplans.

Datierbare Bauteile: Der Papst-Motor und sein Anlauf-Kondensator

Leider wurde in der vorliegenden NG-2 das Relais, das sich im Schaltplan findet und das wir auch von der NG-4 kennen, entfernt!

Das an dieser Stelle eigentlich eingebaut Relais wurde entfernt und die Zuleitungen mit Scotch-Band gesichert.
Foto: Tim Frodermann
Das „Haller Relais 532“ bei der NG-4

Hier geht es zur Bildergalerie der NG-2. Aktuell sind dort natürlich nur Fotos zum bisherigen, leider unschönen Einlieferungszustand zu finden. Mehr werden im Laufe der Zeit hinzukommen!

Gebräuchliche Symbole für die Belastbarkeit von Widerständen in alten Schaltplänen

Auf alten Echolette-Schaltplänen finden sich ab und an verschiedene Widerstands-Symbole, die deren Belastbarkeit kennzeichnen. Erklärt wird hierzu in der Regel nichts, zudem waren in den frühen 60er-Jahren diese Zeichen nicht genormt.

Hier ist eine kleine Tabelle aus der Funkschau, in der verschiedene gebräuchliche Symbole dargestellt werden.

Ein seltenes Gerät wurde der Sammlung hinzugefügt

Im Januar 2023 ist es mir gelungen, ein sehr seltenes Sammlerstück der Sammlung von bandecho.de zur Ausstellung und Dokumentation hinzuzufügen.

Es handelt sich um das erste Dynacord Echocord Super von 1960, offensichtlich ein nahezu 1:1 Nachbau der Klemt Echolette NG-51 mit schwarzer Dynacord-Front.

Foto: Tim Frodermann

Zur Bildergalerie des Gerätes: Dynacord Echocord Super (1960)

Und ein kleines Einführungs-Video habe ich auch gedreht:

Das Gerät wurde bislang nur in den Schriften von Hans Ohms erwähnt und es finden sich ein Foto des Handbuch-Covers und ein Schaltplan auf der Webseite der Nederlandse Vereniging voor de Historie van de Radio. Ansonsten ist das Gerät offenbar eine schöne Unbekannte, zu deren Entstehungsgeschichte im Besonderen nichts weiter bekannt ist.

  • Wie viele Geräte wurden gebaut? (Hans Ohms berichtet von 300, gibt aber keine Quelle hierzu an)
  • Wie kam es dazu, dass die Firma Klemt das ganz neue Flagschiff-Modell von Echolette für den Mitbewerber Dynacord gebaut hat?
  • Warum ließ Dynacord das Gerät bauen, wo sie doch im Folgejahr ein eigenes Echocord Super mit ganz anderer Schaltung auf den Markt gebracht haben?

Wenn Sie auch ein solches Gerät besitzen oder mehr dazu wissen, als in den genannten Quellen zu finden ist, kontaktieren Sie mich bitte.

Der Echolette Oszillator

Der dritte Teil der Echolette NG-51 S „Deep Dive“ Reihe ist nach monatelanger Vorbereitungszeit nun fertig. Diesmal schauen wir uns den Oszillator ganz genau an – eine Baugruppe, die eine ganz entscheidende Funktion in allen Tonbandanwendungen hat. Auch im Bandecho!

Ich möchte an dieser Stelle ganz herzlich Norbert Böckmann danken, der mir einige entscheidende Hinweise zur Arbeitsweise des Oszillators geliefert hat, ohne die ich inhaltlich auf halbem Wege „falsch abgebogen“ wäre!

Zu diesem Video gibt es übrigens auch ein PDF-Dokument zum Download: Es beinhaltet alle Folien dieses Videos und noch viel mehr Text zum Nachlesen und Nachvollziehen. Ich wollte mich im Video etwas kürzer fassen, um es nicht zu langatmig werden zu lassen.

„Der Echolette Oszillator“ [deutsch] (pdf, 6.6 MB)

„The Echolette Oscillator“ [english] (pdf, 7.8 MB)

„Der Echolette-Motor“: Der Papst-Außenläufer-Motor – das Herz der deutschen Band-Echos

In diesem Video gebe ich einen Deep-Dive in den Motor, der sich in den 60er und 70er Jahren in nahezu jedem Bandecho aus deutscher Produktion befand. Es gab über die Jahre verschiedene Ausführungen, das Prinzip blieb aber gleich.
Der Motor gibt vielen, die sich mit Bandechos beschäftigen Rätsel auf: Warum sind hier so viele Drähte beschaltet? Wie sieht die Beschaltung genau aus? Warum kann der Motor nur zwischen zwei Geschwindigkeiten hin- und herschalten?
Dies und einiges mehr wird im Video genaustens behandelt und geklärt.

Papst Motor aus einer Echolette NG-51 S auseinanderbauen

Ich habe eine Echolette NG-51 S (zweite Serie, die mit den Platinen und Klinkeneingängen), die wirtschaftlich nicht mehr zu retten ist. Aber als Teilespender ist sie noch gut.

Ein Blick in das Innere des Papst Motors.

Von außen sieht er nicht zu schlecht und beinahe unverdächtig aus, aber man kann sehen, dass auch gut aussehende Motoren unter Umständen eine Wartung benötigen.

Das Gerät hat Gilb und Flugrost an verschiedenen Stellen, das ist allgemein kein gutes Zeichen.

Wir entfernen zuerst den Innen-Seegerring und die Plastikkappe auf der Unterseite des Motors. Hier der erste ernüchternde Fakt: Die Schmierung ist ausgetrocknet und in Bröseln.

„Bröselmotor“: Stahlkugel in der Mitte unbedingt aufheben!

Die Brösel kann man jetzt entfernen, unbedingt die kleine Stahlkugel aufheben, die auf der Motorwelle sitzt, diese ist das Kugellager des Motors.

Von der Schmierung ist nichts mehr übrig.

Auf der Welle sitzt nun ein weiterer Seegering in einer Nut, darunter ist eine Unterlegscheibe. Beides entfernen, die Unterlegscheibe eventuell mit einem Magentstift herausholen (nicht verkanten oder die Welle beschädigen).

Die Unterlegscheibe ist entwas fummelig herauszuholen

Ist die Unterlegscheibe entfernt, kann der Außenläufer abgezogen werden. Dies geht nicht ohne Widerstand, aber an diesem Punkt wird er tatsächlich von nichts mehr gehalten. Also entweder mit einem Abziehwerkzeug abziehen oder mit ein paar gezielten, kräftigen Rucken lösen.

Stator (links) und Außenläufer getrennt.

Nun wird sichtbar, dass nicht nur außen etwas Flugrost vorhanden ist – auch auf Stator und im Außenläufer ist einiger Rost, der dort nicht hingehört.

Staub und Rost auf dem Stator.
Dicker Rost auch im Außenläufer.

Wie viele Motoren, die genauso aussehen, verrichten noch ihren Dienst in Geräten, die teuer verkauft werden? Man kann sich schon aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass 90% der auf Ebay und Co. verkauften Geräte keine oder nur wenig Wartung gesehen haben!

Spiderman’s Grab
Die elektrotechnischen Fakten stehen auf dem Motor. Baujahr 1965 ist realistisch.

Der Motor benötigt 42 Volt, die in der Echolette direkt von der Primärseite des Trafos abgegriffen werden, auch findet sich hier auch die Angabe, das ein 48 Microfarad Kondensator benötigt wird. Das Anschlussschema kann man dem Schaltplan entnehmen.

Der zerlegte Motor

Der Stator hat ein Gewicht von 422 Gramm, der Außenläufer wiegt 417 Gramm. Dies dient zugleich als Schwungmasse, um einen gleichmäßigen Motorlauf zu gewährleisten.

Dynacord Eminent II T & Echolette ET-100 Box (Soundtest)

Der Dynacord Eminent II mit dem Zusatz T ist diejenige Version dieses Verstärkers, die eine Transistorvorstufe hat und nur eine Röhrenendstufe: Gegentaktendstufe mit 2x EL34 und 1x ECC81.

Es handelt sich hierbei nicht dediziert um einen Gitarrenverstärker, man kann ihn sich eher als 4-Kanal P.A. für Mikrofone und sonstige Instrumente vorstellen. Wenn man den Eingang aber ein wenig übersteuert, erhält er einen schönen Crunch (hier mit der P.R.S. CE 24 und ihrem Steg Humbucker angetrieben).

Die Echolette ET-100 ist eigentlich eine Bass-Box.

Im Zusammenspiel funktioniert das hinreichend mit einem zeittypischen Sound. Kein „match made in heaven“ aber durchaus brauchbar.

Hier noch ein paar Bilder des Eminent:

Wurde offenbar mal von DIN auf Klinke umgebaut
2 Doppelpotis pro Kanal: Jeder der vier Kanäle hat Regelung für – Lautstärke, Bass, Höhen und für Hall (Dynacord Nachhallgerät extern anzuschließen)
Die rot markierte Buchse ist für Anschluss des externen Nachhall-Gerätes. Man beachte auch den 100 Volt Anschluss (ELA-Technik)
Die zwei 0,5 A Anodensicherungen waren beide kaputt. Nach Tausch lief der Verstärker problemlos.
Impedanzanpassung über Steckbrücke
Oben sieht man die ECC81, darunter die zwei großen EL34. In der Mitte entwickelt der Verstärker eine gehörige Hitze!
Man beachte unten den sehr massiven Ausgangsübertrager. Der Verstärker hat Gewicht!

Echolette ET 100 Lautsprecher Box

Wer Dachboden- und Kellerfunde sucht, stößt manchmal noch auf sehr schön erhaltene Veteranen des Musikmachens. Meist ist jedoch zunächst einmal eine gründliche Reinigung notwendig. Dazu habe ich ein Video gemacht, es dient aber als Blaupause für die äußerliche Reinigung von Verstärker- und Lautsprechergehäusen mit Vinyl-Kunststoff-Bezug (sprich: „Tolex“) allgemein.

Und hier noch weitere Detailfotos, auch vom Inneren, der 2×12 Zoll Lautsprecherbox.