Erster Prototyp: Fußschalter für die Echolette NG-51 S

Im praktischen Bühneneinsatz wäre es besser, auch die Echolette Bandechos per Fuß bedienen zu können. Die Möglichkeit einer Fernsteuerung war sogar vom Hersteller schon vorgesehen. Hierzu findet man im Original-Handbuch folgende Darstellung.

Anschluss der Fernbedienungsbuchse aus dem Echolette NG51 Handbuch
Aus dem Echolette NG 51 S Handbuch

 

Es ist interessant, dass hier nicht die Werbeanzeige oder die Artikelnummer für eine fertig zu kaufende „Fernbedienung“ abgedruckt wurde, offensichtlich war der „Do-it-yourself“-Gedanke bei Musikern in den 60ern noch weiter verbreitet. Auch steht hier nicht explizit etwas von einem Fußschalter; es geht nicht wirklich aus dem Handbuch hervor, was für eine Art der Fernbedienung dem Hersteller vorschwebte.

Mir persönlich schwebt etwas wie ein Expression-Pedal vor. Da es aber absolut illusorisch ist, eines mit einem (dreipoligen) DIN-Stecker zu finden, geschweige denn mit der richtigen PIN-Belegung, möchte ich so etwas gleich selbst bauen.

 

Ich plane ein Wah Wah-Pedal entsprechend umzumodeln, dazu aber zu einem anderen Zeitpunkt mehr. Um das Konzept zu testen, habe ich mir erstmal einen Prototyp gebaut. Da ich keine Vorbilder hierzu gefunden habe, musste ich bei Null anfangen – beziehungsweise bei dem obigen Schaubild. Ich möchte aber nicht „entweder-oder“ wie oben dargestellt, sondern beides!

Die grundsätzlichen Überlegungen

Es ist klar, dass für „Ein-Aus“ ein Schalter her muss, für „Kontinuierlich regelbar“ ein Potentiometer. Logisch ist in der Kombination, dass der Schalter das Echo ein- und ausschaltet, wenn es eingeschaltet ist, dann müsste man die Echostärke über das Poti kontinuierlich regeln können. Der Aufbau folgt also einer linearen Logik: Fernbedienbuchse => Schalter => Potentiometer

Alles fängt an der „Fernbedienungsbuchse“ an, also nehmen wir erstmal einen 3-poligen DIN Stecker und ein spezielles Kabel, das zwei Litzen und eine Abschirmung hat. Die Litzen sind PIN1 und 3, die Abschirmung ist PIN2, also die Erde.

 

Ich habe mich für das „Stairville DMX Cable 3Pin Black“ entschieden, dass es bei Thomann als Meterware gibt (Artikel-Nr. 409232, 0,93 € pro Meter).

Auf dem Bild sieht man die drei Litzen des für dieses Projekt verwendeten Kabels
Die drei Litzen des Kabels abisoliert; rechts schon an den DIN-Stecker angelötet

 

Im rechten Teilbild von links nach rechts in der Draufsicht: PIN1 (weiß), PIN2 (silber), PIN3 (rot).

 

Beim „Ein-Aus„-Szenario haben wir es mit zwei Drähten bzw. zwei PINs des DIN-Steckers zu tun, bei „Kontinuierlich regelbar“ benötigen wir hingegen alle drei Litzen und alle PINs des DIN-Steckers. Da diese drei Drähte alle durch den Schalter müssen (auch wenn hier nur zwei geschaltet werden), kommt nur ein dreipoliger Stecker in Frage, hier bietet sich der im Pedal-Bereich fast immer vorkommende 3PDT („3 Pins, Double Throw“ = 3 Pins, zwei Schaltebenen) geradezu an.

Aber wie belegt man den Schalter am besten? Ich habe hier den Stift zur Hand genommen und ein wenig Logik gespielt. Dabei herausgekommen ist folgende Konfiguration:

Die erste Zeichnung für die Belegung des Fußschalters
Erste, noch nicht ganz fertige 3PDT Konfiguration

Bei diesem Schalter sind entweder die mittlere und die obere Reihe verschaltet (und zwar immer die zwei Pins, die übereinander liegen) oder die mittlere und die untere Reihe. Also so, die einzigen beiden verbundenen Kontakte sind jeweils mit einem Kästchen umrahmt:

 

Schaltschema des Fußschalters
Links (grün) = Echo aus; Rechts (rot) Echo an

Man muss immer auch vom Löten her denken, hier ist das Problem, dass es zwischen den 9 Pins des Schalters eng zugeht. Deswegen fange ich so an, dass ich die drei Litzen von der Eingangs-Seite / von der Echolette auf eine Seite des Schalters direkt an den Rand lege (oben).

Pin 1 der Fernbedienungsbuchse muss in jeder Schalterstellung durchgereicht weden, weil wir ihn im „Ein-Aus„-Szenario gar nicht benötigen, dann aber im „Kontinuierlich regelbar„-Szenario. Deshalb überbrücken wir die linke Reihe von oben nach unten komplett mit einem Draht (man sagt dazu auch „Jumper“).

Die „grüne“ Schalterstellung ist die „Aus„-Stellung, denn PIN3 und PIN2 werden hier kurzgeschlossen (mittleres grünes Kästchen, PIN2 kommt von rechts oben über den Jumper), das Echo geht komplett zur Erde, man hört kein Echo mehr.

Die „rote“ Schalterstellung ist die „Ein„-Stellung: PIN1, PIN2 und PIN3 haben je ein aktives Bein in den roten, aktiven Kästchen.

Die überbrückten PINs des Schalters habe ich mit den Drahtenden von Kondensatoren und Widerständen erstellt, die ich immer aufhebe, wenn ich eingelötete Beinchen abschneide. Diese Drahtenden sind meist ziemlich starr und etwas dicker und eignen sich perfekt als Jumper.

Der Fußschalter von unten mit bereits eingelegten, aber noch nicht verlöteten Jumpern
Die eingelegten Jumper; noch nicht verlötet

 Nun wird das Kabel vom DIN-Stecker kommend angelötet.

 

Der fertig verlötete Fußschalter
Die rote Litze ist im Bild  noch nicht angelötet

Nun wird die zum Poti weiterführende Seite angelötet. Hier bin ich etwas vom Plan abgewichen und habe die Erdverbindung nicht Mitte-rechts angelötet sondern Mitte-unten. Das macht aber keinen Unterschied und ich habe meine drei Litzen nahe beieinander und kann sie besser zum Poti führen.

Der fertig verlötete Fußschalter
Der fertig verlötete Schalter

Nun werden die Litzen an das Poti angelötet. PIN3 ist der Schleifer, PIN1 und PIN2 gehen jeweils an eines der entfernten Enden, so wie es in der Darstellung im Handbuch ersichtlich ist. Ich habe hier noch keine Gedanken daran verschwendet, an welche Seite PIN1 und PIN2 gehen müssen; später im Wah Wah-Gehäuse muss ich mir dies noch genau überlegen, weil ich es gerne so hätte, dass das Echo beim nach vorne Treten des Pedals zunimmt und beim Zurücktreten entsprechend abnimmt.

Die drei Litzen an das Potentiometer gelötet
In die Teilekiste gegriffen: 500 kOhm Poti linear
 
 
So sieht das fertige Konstrukt aus:
 
 
Ansicht der komplett fertigen Verkabelung
Die fertige Verkabelung

 

Um das ganze Konstrukt zum Testen wiederstandfähiger zu machen (die Drähte zwischen Schalter und Poti lassen sich wunderbar löten, sie brechen aber bei mechanischer Belastung gerne ab), habe ich es auf ein dünnes Holzbrett geschraubt.

 

Ansicht des fertigen Prototyps von unten
Prototyp von unten

Ansicht des fertigen Prototyps von oben
Prototyp von oben

Hier ist der erste Test des Prototypen.

 

 

Ich hätte es wissen können, als ich einfach in die Teilekiste gegriffen habe: Das 500k Poti ist linear, das ist nicht ideal für den Regelweg, weil so ziemlich jede hörbare Veränderung nur im letzten Drittel stattfindet. Ich werde hier ein logarithmisches Poti im fertigen Fußschalter verwenden.

 

Soviel zum ersten Test, für mich funktioniert das Ganze schon ziemlich gut, jetzt muss ich es in das Wah Wah-Gehäuse einbauen und ich habe auch schon ein paar Ideen für das äußere Design des Pedals. 

Dazu später mal mehr…

Der „englische Patient“: Reparatur eines mehrfach defekten Watkins Copicat IC 300 Bandechos

Man möchte fast von multimorbid sprechen bei dem englischen Patienten, den ich am Wochenende wieder zum Leben erweckt habe. Ein typischer Ebay Kauf, der auf den ersten Blick schon nicht funktionieren konnte. Fehlender Jockey Arm und dann hatte noch jemand das Ausgangskabel beschnitten.

Zum Glück hatte der Patient ansonsten keine innerlichen Verletzungen – trotzdem wurde die Reparatur zur Freestyle-Operation: KFZ-Teile wurden auch verwendet!